Für diese richtige Antwort gibt es eine Friedenstasse: 280 Mio. Euro. Das wurde im Publikum richtig geschätzt. So viel verdienen deutsche Rüstungskonzerne täglich durch Exporte an Drittstaaten. Das macht im Umkehrschluss täglich 114 Tote durch Waffen. Aber erst mal Applaus für den glücklichen Gewinner der Prämie. Das Peng Kollektiv hat zur Gala eingeladen – mit Zahlen und Fakten, aber auch sehr viel Glamour: feierliche Scheinwerfer, große Leinwand, glitzernde Leinentücher und das ModeratorInnen-Duo hat sich in elegante Abendgarderobe geworfen.
„Grundgesetz Galore“, so heißt die Show, die die AktivistInnen des Peng-Kollektivs in Kooperation mit dem Schauspiel Dortmund inszeniert haben. Alles natürlich live im Internet. Denn dieses ist die hauptsächliche Bühne des KünstlerInnen-Kollektivs. Hier haben sie auch im Frühjahr 2017 ihre jüngsten Aktionen gegen die Machenschaften der Waffenindustrie durchgeführt, die an diesem Abend präsentiert werden.
Die Mächtigen aufmischen
Die Ausgangsfrage der Show: „Können wir Artikel 26 retten?“: Dieser Grundgesetz-Artikel untersagt Angriffskriege und macht Waffenexporte genehmigungspflichtig. Doch die Realität sieht anders aus: Heckler&Koch, ThyssenKrupp und Co. machen Milliarden-Gewinne, betreiben fleißig Lobbyismus und liefern ihre tödlichen Güter an Krisen-Länder wie Ägypten oder die Türkei.
Die AktivistInnen von Peng hielten im Frühjahr dagegen – mit satirischen Kampagnen oder direkten Aktionen. Das Peng-Kollektiv, das ist echte Kommunikations-Guerilla. Denn anders als etwa das „Zentrum für politische Schönheit“ setzt die Gruppe aus Berlin nicht nur auf moralische Provokationen. Mit ihrer subversiven Aktionskunst mischen sie die Machenschaften der Herrschenden und Mächtigen mit zivilem Ungehorsam auf. Für Schlagzeilen sorgte etwa ihre Infiltration einer PR-Veranstaltung des Ölkonzerns Shell, das Hacken einer Bundeswehrwerbekampagne oder die wohl schönste Tortenschlacht, seit es die „Alternative für Deutschland“ gibt.
Kunden fallen auf gefaketen Waffenrückruf rein
Ein Balanceakt zwischen aufrüttelnder Performancekunst und anarchischer Aktion sind auch ihre jüngsten Versuche, den Artikel 26 GG zu retten: Um die Verquickung von Rüstungsindustrie und Politik bloßzustellen, haben sie im Frühjahr eine Fake-CDU-Petition gegen Kleinwaffen ins Leben gerufen, mit der fiktiven Agentur Silverlinings den „Ersten Friedenspreis für Sicherheit und Frieden“ ausgeschrieben und Waffenhändler auf die falsche Fährte geführt. Dann Phase Drei: Eine gefakete Rückruf-Aktion der Heckler&Koch-Waffen vom US-Markt. Die Utopie in die eigenen Hände nehmen, so erklären die Peng-AktivistInnen die Devise. Und für einen Moment ging das auf: Die US-Kunden fragten besorgt beim deutschen Rüstungskonzern nach, was es mit dem Waffen-Recall auf sich hat.
Die ästhetische Wette der Peng-AktivistInnen: „Kunst kann in der Lage sein, Räume zu öffnen, in denen andere Menschen aktiv sein können.“ Das Dortmunder Publikum ist jedenfalls überzeugt, als am Ende der Show abgestimmt wird: Eine absolute Mehrheit für ein volles Verbot von Waffenexporten – live ausgestrahlt im Internet. Peng reicht das natürlich nicht. „Es ist ein jeden Tag andauernder Widerstand“, sagen sie. Und so werden sich auch weiterhin die Mächtigen aus Wirtschaft und Politik in Acht nehmen müssen.
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