Das Gemälde „Guernica“ von Pablo Picasso war nicht zu sehen, als im Jahr 2003 der damalige US-Außenminister Collin Powell in der UN-Zentrale in New York sprach. Scheinbar passte es nicht zum Anlass, dass eines der bekanntesten Antikriegsbilder des 20. Jahrhunderts für die Öffentlichkeit sichtbar war, während ein hochrangiger Vertreter der Administration von Präsident George W. Bush eine Rede über die Invasion im Irak hielt – mitsamt den Lügen über die angeblichen Massenvernichtungswaffen von Diktator Saddam Hussein. So verschwand die Patisserie mit einem Abdruck von Picassos Bild hinter einem blauen Vorhang mit UN-Logos.
Dass das Werk des spanischen Künstlers bis heute die Menschen beschäftigt, beweist ein partizipatives Projekt am Ballett Dortmund. Unter der Leitung des spanischstämmigen Tanzpädagogen Justo Moret wagten sich bereits im letzten Sommer Amateurtänzer:innen ab 16 Jahren an eine choreografische Umsetzung der geometrischen Figuren, für die Picassos Werk steht. Am 2. Juli folgt im Format JugendTanzTheater die diesjährige Produktion „Lamentos“ mit knapp drei Dutzend Tänzer:innen. „Guernica“ beschäftigte die Teilnehmenden noch während der Arbeit an diesem Stück. Gemeinsam mit ihrem Choreografen Moret, von 1999 bis 2004 als Balletttänzer am Theater Dortmund engagiert, leiteten sie aus dem pazifistischen Bild Fragen an eine Veränderbarkeit der Welt ab: Wie ist ein anderes Zusammenleben zwischen den Menschen möglich? Was ist der Mensch überhaupt? Und wie lässt sich im Spiegel des anderen das jeweilige Selbst erkennen und lieben?
Zwischen Picasso und Philosophie dreht sich „Lamentos“ also um Motive, die auch in den globalen Konflikten der Gegenwart eine Rolle spielen: von Moral und Erkenntnis, Herkunft und Glaube über Ethnie und Identität bis hin zum Universalismus. Moret und die 34 Tänzer:innen choreografieren insgesamt sieben Bilder auf der Bühne, die sich mit diesen Zusammenhängen befassen.
Lamentos | Mi 2.7. (P) 19.30 Uhr | Opernhaus Dortmund | 0231 502 72 22
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