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Marguerite Windblut
Foto (Ausschnitt): Philipp Noack

„Eine Referenz auf Orte im Globalen Süden“

19. Dezember 2025

Regisseur:in Marguerite Windblut über „Der Berg“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 01/26

Das Kollektiv Omas from the Block hat mit der Unterstützung von Grundschulkindern ein mobiles Theaterstück entwickelt, das sich mit dem Warenkreislauf und der Entsorgung von Kleidung befasst.

trailer: Marguerite Windblut, das neue Jahr beginnt in Essen theatralisch mobil – ein Berg wird erklommen, oder?

Marguerite Windblut: Erklommen passt nicht ganz – vielleicht eher entdeckt. Ein Berg wird entdeckt, ein Berg baut sich auf, mobil, in Kita-Räumen, in Grundschulen. Dort leben zwei wundersame Wesen, die unsere Zuschauer:innen mitnehmen auf diese Reise in den Berg und zu den Dingen, die dort passieren. Aber wir gehen nicht mit Wanderausrüstung los. Das ist keine Alpenromantik.

Heute wurden bei uns die Tonnen geleert. Abfall als Wertstoff – ist das erklärbar?

Es geht gar nicht zuerst darum zu erklären, Abfall ist ein Wertstoff. Zunächst geht es darum, diesen Berg wahrzunehmen und mit der Zeit zu merken: Ah ok, das ist alte Kleidung. Wo kommt die denn her? Warum ist die da? Und was gibt es für Möglichkeiten, dass die da nicht ist. Das ist so eine ganz sanfte Heranführung an das Thema. Bei Kleidung ist es gut vermittelbar, dass man sie nutzt, bis sie verschlissen ist, egal auf welche Art und Weise. 

Drehen sich die Geschichten auch darum, wer das T-Shirt oder die Hose mal angehabt hat?

Das nimmt einen kleineren Teil dabei ein. Vordergründig geht es um die Welt dieses Berges, die eine Referenz ist auf Welten, die es tatsächlich gibt. Eine Referenz auf Orte im Globalen Süden. Wir holen diesen Ort erstmal nah und beschäftigen uns mit diesem Ort. Es wird eine Modenschau geben, sehr viele sinnliche Elemente. Und es wird einen Teil geben, der sich mit der Produktion und dem Warenkreislauf von Kleidung beschäftigt.

Das Format trägt die Überschrift „Schauspiel Essen goes out – mobiles Theater für die Stadtgesellschaft“. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen? 

Ja, genau. Das ist ganz klar der Auftrag: Wir wollen in die Einrichtungen gehen, wir wollen besondere Erlebnisse zu den Menschen bringen. Vor allem auch, wenn es für sie aus diversen Gründen nicht möglich ist, ins Theater zu kommen. Das Stück geht mobil auf die Reise in die Stadt – wird aber auch im Theater gezeigt.

Wie schwierig ist die Arbeit mit Kindern? Wollen sie heute nicht eher dauerhaft unterhalten werden?

Ganz klar: nein. Jedes Kind, jede Gruppe hat da immer unterschiedliche Bedürfnisse. Einiges in der Arbeit ist zeitintensiver, bei anderen geht das „leichter“.

Wie spielen die Kinder im Stück vom Berg mit? Wie sind sie eingebunden?

Die Kinder spielen gar nicht mit. „Der Berg“ ist ein Stück mit zwei Schauspieler:innen des Essener Ensembles. Aber Kinder aus der Hüttmannschule und der Grundschule am Wasserturm bilden eine Gruppe, die uns sehr regelmäßig bei den Proben besucht und bei der Entwicklung des neuen Stücks mitwirkt. Die Kinder aus der Gruppe arbeiten also mit und bringen ihre Ideen in die Entstehung mit ein. Wir haben im Vorfeld der Stückentwicklung einen Workshop mit dieser Gruppe gemacht, der schon im April 2025 stattgefunden hat. Wir haben zu dem Thema Kleidung im Allgemeinen und ihrer Nachhaltigkeit zusammengearbeitet. Da ist damals schon ganz viel passiert. Die Kinder haben bereits kleine Szenen entwickelt und vieles von dem, was sie dort gesagt haben, haben wir später auch für die Entwicklung des Stücks als Grundlage genutzt.

Denken die auch an ihre Spielzeughaufen in ihren eigenen Kinderzimmern?

Das tun sie bestimmt.

Kinder sind die Zukunft. Soll das auch dazu beitragen, die Zukunft von Theatern zu stärken, als Bollwerk gegen die Digitalisierung der Welt?

Das ist ein notwendiger Prozess, den Theater machen sollten, um es zu stärken. So können Theater schon früh zeigen, dass sie Orte sind, die Kinder (auch später) lebendig mitgestalten können. Bei so einem Projekt können sie ihre Erfahrungen mit dem Theater machen. Denn neben dem auf der Bühne stehen – das wollen ja gar nicht immer alle – gibt es auch andere Möglichkeiten, wie man mitmachen kann. Auch bei künstlerischen Entscheidungen können die Ideen des jungen Publikums eine wichtige Bereicherung sein. Aber in erster Linie geht es darum zu zeigen, dass ihre Ideen und Gedanken ernst genommen werden.

Warum heißt das Kollektiv Omas from the Block? Mich erinnert das sofort an Jennifer Lopez.

Das ist genau richtig, das ist der Song aus 2002. Mein Team und ich sind Millenials. Wir lieben den Song. Dementsprechend hat sich das Kollektiv auch so genannt. Mit Omas verweisen wir auch auf so ältere Sachen, die man von früher kennt und die wir auch lieben! Also ein doppelter Retro-Vibe.

Der Berg | Do 29.1. 11 Uhr (P) | Grillo-Theater + Stadtraum Essen | 0201 812 22 00

Interview: Peter Ortmann

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