Als Schauspieler ist Mateusz Dopieralski durch einige Fernsehproduktionen und zuletzt durch eine Nebenrolle im Kinofilm „Die Kleinen und die Bösen“ bekannt – und jungen Essener Theaterfreunden durch „Anton – Das Mäusemusical“. Doch der 27-jährige hat auch eine musikalische Facette: Als Rapper und HipHop-Produzent hat er in seinem Geburtsland Polen eine gewisse Bekanntheit erreicht, am Mikrophon unter dem Namen Vito, vorm Sampler als DrumLinaz. In der Heldenbar des Essener Grillo-Theaters rappte er überwiegend polnischsprachige Songs, die von ihm selbst produzierten Instrumentals wurden live neu interpretiert, und zwar von Hajo Wiesemann vom Essen Jazz Orchestra, Bastian Ruppert, Caspar van Meel und Phillip Zdebel.
Sommerliche R'n'B-Stücke, souliger Gesang oder schlichter, aber auf den Punkt gebrachter Rap über rauchige Beats mit dem knisternden Charme alter Samples – als Rapper und Produzent ist Dopieralski keinesfalls auf eine Tonart beschränkt. Gute HipHop-Beats der Marke „oldschool“ sind, so auch bei Dopieralski, Puzzlewerk – dieser besondere Reiz aus zerschnittenen Soundfragmenten geht bei vielen Live-Interpretationen von HipHop-Beats leider verloren. Nicht so an diesem Abend in der Heldenbar: Wiesemann veredelt die Songs mit verspielt-jazzigen Piano-Passagen, Rupperts Saxophon dröhnt Sehnsucht und der Bass brummt lässig: „Baby, ich bin da.“
Koriphäen der polnischen HipHop-Szene, wie die meisterhaft melancholischen Gramatik, seien zwar als Legenden immer noch hoch angesehen, doch in den letzten Jahren habe sich die Szene sehr viel weiter entwickelt, erzählt Dopieralski. „Inzwischen gibt es da fast alles“, sagt er. Er muss es wissen, als Produzent DrumLinaz hat er auch einen Beat für den polnischen Erfolgsrapper O.S.T.R. gebastelt - dessen Album „Haos“, auf dem auch Dopieralskis Produktion zu Hören war, erreichte dort Platinstatus.
Sein eigenes Schaffen am Mikrophon betrachtet der zwischen Polen und Deutschland pendelnde Dopieralsi eher als Hobby neben seinem eigentlichen Job, der Schauspielerei. Eigentlich schade – denn um sich von der musikalischen Bandbreite begeistern zu lassen, braucht man nicht einmal die polnischen Texte zu verstehen. Immerhin: weitere Konzerte stehen an. Zu Beispiel bald in Köln, der Termin steht noch nicht fest.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
„Die Kraft des Buchs besteht in der Aufarbeitung“
Bettina Engelhardt inszeniert Bettina Flitners Roman „Meine Schwester“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 03/25
Drei wilde C´s im Schnee
„After Midnight“ im Essener Grillo – Theater Ruhr 02/20
Das rituelle Begräbnis von Visionen
„Proletenpassion“ zum Ende des Bergbaus in Essen – Auftritt 06/18
Bildersturm ohne Wolken
„Der Fall der Götter“ in Essen – Theater Ruhr 05/18
Yes, we can
„Anatevka“ in Bonn und „My Fair Lady“ in Essen – Musical in NRW 05/16
Polnische Melancholie auf trockenen Loops
Polnischer HipHop, begleitet von Jazz-Musikern am 27.1. in der Heldenbar Essen
Ein Individuum ist purer Luxus
„Caspar Hauser“ in Essener Studio – Theater Ruhr 01/16
Das Laboratorium Mensch
2016: Die bedrohte Kreatur an den Theatern – Prolog 01/16
Böse die Glocken mal klingen
Nicht gerade Besinnliches zur Weihnachtszeit, aber Kult – Prolog 12/15
Wehe wenn Monster denken
Gustav Rueb inszeniert tollen„Frankenstein“ in Essen – Theater Ruhr 10/15
„Wir sind sehr nah dran!“
Der Schweizer Regisseur Gustav Rueb zu seiner Frankenstein-Inszenierung am Grillo-Theater Essen – Premiere 09/15
Das Netz der Menschenliebe
Joan As Police Woman auf dem Haldern Pop Festival – Musik 07/25
Nicht nur für Orgelfans
16. Wuppertaler Musiksommer in der Historischen Stadthalle – Musik 07/25
Klänge der Gegenwart
Konzertreihe mex im Künstlerhaus Dortmund – Musik 07/25
„Jüdische Musik in der Region verankern“
Die Leiterin der Alten Synagoge Essen, Diana Matut, zum Festival jüdischer Musik Tikwah – Interview 07/25
Impossible Dortmund
Wilco im Dortmunder JunkYard – Musik 06/25
Gegen die Stille
Das 54. Moers-Festival – Musik 06/25
Magische Momente
Cat Power im Düsseldorfer Capitol Theater – Musik 06/25
Eine große Ausnahme
Der Pianist Alexandre Kantorow in Wuppertal – Musik 06/25
Lieber ins Meer springen
Slow Leaves im Düsseldorfer Zakk – Musik 05/25
Landlocked Dortmund
Richard Thompson im Dortmunder Piano – Musik 05/25
Entgegen der Erwartung
4. stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen – Festival 04/25
Danke für alles!
Oysterband in der Bochumer Zeche – Musik 03/25
Tanzen, Schwitzen, Lächeln
Ina Forsman im Dortmunder Musiktheater Piano – Musik 03/25
Herz bricht Klischees
Krazy und Karl Neukauf im Dortmunder Subrosa – Musik 02/25