Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
27 28 29 30 31 1 2
3 4 5 6 7 8 9

12.628 Beiträge zu
3.850 Filmen im Forum

Rudi Esch, Jäki „Eldorado“ Hildisch, Wolfgang Büld und Stefan Schwaab (v.l.n.r.)
Foto: Elvira Wrosch

Zu den Wurzeln des Punk

28. Oktober 2025

11. Electri_City Conference in Düsseldorf – Musik 10/25

Punk ist unsterblich. Das bewiesen die beiden Tage der Electri_City Conference 2025 im Me and All Hotel Düsseldorf. Gepogt wurde vielleicht nicht, doch dafür hingen die Besucher gebannt an den Lippen der Legenden und tauchten ein in die pulsierende Energie, die vor über 40 Jahren in Städten wie London und Düsseldorf die Musikwelt erschütterte. Im Fokus stand in diesem Jahr vor allem die Band The Clash.

Jäki Eldorado, Musikmanager und berühmt geworden als „erster Punk Deutschlands“, eröffnete das deutschsprachige Panel am Freitagabend mit Geschichten aus den wilden Anfangstagen und berichtete von seinem unvergesslichen Aufeinandertreffen mit Iggy Pop. Filmemacher Wolfgang Büld gewährte spannende Einblicke in die Entstehung seines Kultfilms „Punk in London“ (1977) und erzählte von den Herausforderungen der damaligen Low-Budget-Filmproduktion.

Idee für ein Punk-Museum

Ein emotionaler Höhepunkt war die Vorstellung des Punk Museums. Rudi Esch, Musiker und Organisator der Konferenz, präsentierte zusammen mit Regisseur Florian Siebert und Produzent Peter Marszalek die Vision eines virtuellen, immersiven Museums, das die deutsche Punkgeschichte erlebbar machen soll. Eine beeindruckende 3D-Animation des alten Ratinger Hofs und ein detailgetreues Modell von Jürgen Weber im Maßstab 1:18 erweckten legendäre Orte der Düsseldorfer Punk-Szene zu neuem Leben. Fans und Besucher waren sichtlich berührt, als die Geschichte ihrer eigenen Subkultur plötzlich greifbar wurde – ein Moment, der die Bedeutung von Punk als kulturelles Erbe unterstrich.

Für Gänsehaut sorgte anschließend Stefan Schwaab, Sänger und Gitarrist der Düsseldorfer Punk-Band Male, mit einem Akustik-Set und Erinnerungen an den Support-Gig für The Clash im Jahr 1980 in der Düsseldorfer Philipshalle. Das Album Zensur & Zensur von Male wurde erneut lebendig und alte wie neue Fans durften die Kraft und Direktheit des frühen deutschsprachigen Punk miterleben. Zu Schwaabs Freude durfte er an diesem Abend noch einige Alben signieren.

Aus erster Hand

Beendet wurde der Freitag mit einer Buchpräsentation. Der britische Musiker und Moderator John Robb stellte seinen brandneuen Titel „Goth“ vor. Darin untersucht er die Ursprünge, Einflüsse, Musik und Lebenswelt der Goth-Szene der 1980er-Jahre und berichtet dabei aus eigener Erfahrung von sagenhaften Gigs.

Ab Samstag gaben weitere prägende Figuren der Punk- und Post-Punk-Szene musikalische und persönliche Einblicke: Marco Pirroni von Adam and the Ants prägte mit markanten Riffs Hits wie „Kings of the Wild Frontier“, Chris Musto, Schlagzeuger und Designer, formt mit Musik und visueller Gestaltung das Popkultur-Erbe, und Damian O’Neill, Leadgitarrist der Pop-Punk-Band The Undertones.

The Clash

Highlight des zweiten Tages war jedoch Terry Chimes, Original-Schlagzeuger von The Clash, im Gespräch mit dem Musiker Neal X, ehemaliger Gitarrist der Band Sigue Sigue Sputnik. Mit seiner witzigen, pointierten Art und Geschichten aus der Entstehung des legendären Debütalbums zog er das Publikum in seinen Bann. Er berichtete von explosiven Tourneen, von der Chemie mit Sänger und Gitarrist Joe Strummer – dessen komplexen Geist er besonders bewunderte – und von seinem Schlagzeugspiel, das den Sound der ersten Punkwelle entscheidend prägte. Als Drummer spielte er unter anderem bei Black Sabbath, Billy Idol und Generation X und wurde 2003 mit anderen ehemaligen Clash-Mitgliedern in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen. Zum Schluss verriet er, dass sein Lieblingssong von The Clash „Garageland“ sei.

Abgerundet wurde der Samstag von DJ Scratchy, dem Tour-DJ von The Clash. Über den Dächern Düsseldorfs in der Sky Bar legte er explosive Londoner Sounds auf. Die Aftershow-Party wurde so zu einem würdigen, elektrisierenden Abschluss eines Wochenendes, das Fans und Legenden gleichermaßen zusammenbrachte.

Punk lebt. Die Geschichten und ikonischen Songs begeistern bis heute. Die Leidenschaft der Menschen, die sich daran erinnern, die Erinnerungsorte, die bewahrt werden, und die neuen Generationen, die sich inspirieren lassen, tragen diese Energie weiter. Zwei Tage voller Emotionen, Erinnerungen und Punk-Power.

Elvira Wrosch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Neue Kinofilme

Springsteen: Deliver Me From Nowhere

Musik.