Cat Power, 1972 geboren, verehrt Bob Dylan. Als sie 2022 ein Angebot für einen Konzertabend in Londons Royal Albert Hall erhält, sagt sie zu, unter einer Bedingung: Sie wird Dylans Album „Live 1966 At Royal Albert Hall“ nachspielen. (Seit 58 Jahren falsch betitelt: Es fand in Manchester statt. Gehört zum Mythos dazu.) Sie ist eine großartige Sängerin und Musikerin, nicht nur, aber auch bekannt für ihre eigenwillig interpretierten Songs anderer Künstler. Zwei Platten mit Covers hat sie bis dahin in ihrem Repertoire; das Dylan-Konzert ist die dritte – doch hier covert sie anders als bei ihr üblich. Chan Marshall, so der bürgerliche Name der US-Künstlerin, nähert sich den Songs mit Respekt. Am 5. November 2022 tritt Dylan mit seinen neuen Songs in Bournemouth auf – parallel dazu am selben Abend Cat Power in London. Es gibt ein Live-Doppelalbum von diesem Auftritt. Der Sound ist großartig: Cat Powers Stimme ist nah und raumfüllend, die Band agiert zwischen den Studioversionen auf „Blonde is Blonde“ (1966) und dem Bootleg-Sound des 1966er Konzerts.
Eigentlich sollte London eine einmalige Sache bleiben, doch nun führt sie das Programm schon seit fast drei Jahren mit großem Erfolg auf – am 21. Juni auch in Düsseldorf. Vor knapp einem Jahr war sie damit schon einmal in der Nähe, im ausverkauften Konzerthaus Dortmund. Wie im Original-Konzert spielte und sang Cat Power die ersten 7 Songs akustisch, bevor sie für die zweite Hälfte mit voller Band einstöpselte. Auch wenn Marshall, weniger als Dylan selbst, die Vorlagen etwas verfremdet: So nah wird man zu Lebzeiten Dylans Songs aus dieser genialen Phase nicht mehr kommen. Cat Power lässt sie wiederaufleben und fügt den Liedern mit ihrer Stimme und ihrer zerbrechlichen Persönlichkeit etwas Neues hinzu: Wärme, Nähe, Zärtlichkeit.
Sie selbst übt ihre Gesangsparts übrigens nicht ein vor dem Konzert – aus Angst, die Einmaligkeit des Moments in der Performance zu verlieren. „I feel like the soul is so linked to the moment.“ In diesen einmaligen Momenten findet sie – und finden wir die Seele von Dylans Musik.
Cat Power | Sa 21.6. 20 Uhr | Capitol Theater, Düsseldorf | www.capitol-theater.de
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