Cooler Bandname, coole Frau: Joan Wasser (54) aus New York zeigt seit ihrem Debüt „Real Life“ (2006), dass Soul mehr als nur Retro oder Pomp bedeuten kann. Mit ihrem aktuellen, im letzten Jahr erschienenen Album „Lemons, Limes and Orchids“ kehrt sie atmosphärisch zum sparsamen, zurückgenommenen, unterdrückt-pulsierenden Spiel von „Real Life“ zurück. Der Titelsong gehört zu ihren besten überhaupt: intim singt sie ihn, zwingt dich hinein in diese lyrisch fabelhaften Zeilen, die am Beispiel einer New Yorker Straßenszene das feine Netz der Menschenliebe weben, „this great weave of humanity.“
Den meisten Songs ist ein Schuss Sperrigkeit beigemischt, der auch der Persona Joan As Police Woman eigen ist. Er sorgt dafür, dass die Songs wachsen können; wiederholtes Hören belohnt. In einer Textzeile beschreibt sie sich selbst so: „One day I feel like butter and the next I’m more aligned with the knife.“ Die Zeile trifft auch ihren Gesangs- und Performance-Stil: von allem etwas zwischen weicher Butter und scharfem Messer steckt seit jeher darin.
Freunde sagten ihr einmal eine Ähnlichkeit mit Angie Dickinson aus der Serie „Police Woman“ nach, daher der Name ihres Bandprojekts. Adoptivtochter, klassisch ausgebildete Violinistin, dann Mitglied in Indie-Rock-Bands, Lebensgefährtin Jeff Buckleys (1966-1997), der im Mississippi ertrank – es gibt ereignisärmere Biografien, und selbst das ist nur ein Ausschnitt. Beide Väter Wassers starben nach ihrem 2014er Album „The Classic“, weshalb sie ihren 2018er Songzyklus „Damned Devotion“ der Erinnerung an die Väter, der „Memory of the Dads“ widmete, ihren eigenen und u.a. Lou Reed – einem von vielen Künstlern, mit denen sie zusammengearbeitet hat. Der Song „What Was It Like“ drückt Dankbarkeit aus – und Bedauern über ungestellte Fragen. „You were always there for me / But what was it like to be you?“ heißt dort eine Zeile. (übers.: Du warst immer für mich da – doch wie war das eigentlich für dich?) Diese Empathie spürt man in allen ihren Songs. So sind Konzerte mit Joan As Police Woman in Musik gegossene, lange nachhallende Feiern der Hingabe. Zu erleben gleich am Auftakt-Donnerstag, dem 7. August, auf dem Haldern Pop Festival (7.-9.8.).
Joan As Police Woman | Do 7.8. | Haldern Pop Festival | haldernpop.com
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Zeitlose Poesie
Andreas Rebers am Bochumer Schauspielhaus
Weihnachten ist mir doch egal
Erdmöbel in der Christuskirche in Bochum
Heimspiel
Daily Thompson + Scorched Oak im Piano in Dortmund
Krach mit Seele
The Courettes im Piano in Dortmund
Zwischen Berlin und Los Angeles
Ilgen-Nur im zakk in Düsseldorf
Vom Olymp in den Hades
Planet of Zeus in Bochums Trompete – Musik 11/25
Zu den Wurzeln des Punk
11. Electri_City Conference in Düsseldorf – Musik 10/25
Alle Fenster auf
Brown Horse in der Haldern Pop Bar – Musik 10/25
Klänge der Gegenwart
Konzertreihe mex im Künstlerhaus Dortmund – Musik 07/25
„Jüdische Musik in der Region verankern“
Die Leiterin der Alten Synagoge Essen, Diana Matut, zum Festival jüdischer Musik Tikwah – Interview 07/25
Magische Momente
Cat Power im Düsseldorfer Capitol Theater – Musik 06/25
Brachialromantik im Tempel
Qntal in Oberhausen – Musik 07/24
Eine echte Rockshow
Britische Alternative-Rocker LEAP im FZW – Musik 12/25
Die einzige Art zu leben
Jerry Leger in der Haldern Pop Bar – Musik 11/25
Komplex und zugänglich
Jazzpianist Shai Maestro im Wuppertaler Loch – Musik 11/25
Ein Faible für Sperriges
Höchste Eisenbahn in der Essener Zeche Carl – Musik 11/25
Mehr als ein Dorffest
Das Umland Festival 2025 in Dortmund – Musik 11/25
„Liebe auf den ersten Blick“
Sebastian Lang-Lessing ist neuer Generalmusikdirektor am Theater Hagen – Interview 11/25
Fluxus trifft Free Jazz
Konzertreihe Klangbilder im Kunstmuseum Bochum – Musik 11/25
Nicht mehr wegzudenken
Das Wuppertaler Jazzmeeting 2025 – Musik 10/25
Im Rausch der unerhörten Klänge
Beyond Dragons im Dortmunder Domicil – Musik 10/25
„Das Streichquartett in die Zukunft führen“
Der Geiger Daniel Stoll über die Residenz des Vision String Quartets in der Tonhalle Düsseldorf – Interview 10/25