In ihrer griechischen Heimat ist die im Jahr 2000 in Athen gegründete Band eine feste Institution: Planet of Zeus verkaufen große Hallen aus und sind gefragte Festival-Headliner. Erst vor kurzem haben sie vor heimischem Publikum das 25-jährige Bandbestehen zelebriert. Trotz gefeierter Auftritte unter anderem in Wacken oder beim französischen Hellfest genießen die Griechen in Deutschland noch Geheimtipp-Status. It’s a long way to the top – und im Fall von Planet of Zeus führt dieser Weg vom Athener Olymp diesmal zunächst abwärts in den Bochumer Kellerclub Trompete.
Es gibt an diesem Abend überraschenderweise noch Abendkassentickets – doch schon die Vorband kann sich über einen gut gefüllten Club freuen. Mit Schubmodul sind Lokalmatadore am Start. Das Bochumer Quartett – der Keyboarder ist noch frisch dabei – bietet instrumentale Klangwelten, die mit zahlreichen Rhythmuswechseln und Brüchen zwischen sphärischen Sounds und harten Gitarrenriffs daherkommen. Mal sehr verkopft, mal emotional treibend wird ein Klangteppich in die Trompete gelegt in Fuß- und Nackenmuskulatur geht oder dazu einlädt, die Gedanken schweifen zu lassen. Das alles bei einem bemerkenswert guten Sound, der die Feinheiten unterstreicht. Ein äußerst reizvoller Kontrast zum Vollgas-Rock der Headliner.
Fans auf der Bühne
Als Planet of Zeus die Bühne betreten, zeigt das Publikum, dass es nicht nur zum Fußwippen und Kopfnicken gekommen ist, sondern passables Headbanging angesagt ist. Von Beginn an herrscht Partystimmung. Die Musiker nutzen die verhältnismäßig tiefe Bühne nicht voll aus, so dass eine gewisse Distanz zur ersten Reihe klafft, bis die ersten Fans auf der Bühne zu tanzen beginnen. Ohne Bedrängen der Musiker, ohne aggressives Stagediving (gut, die Bühne ist kaum mehr als 30 cm erhöht …) herrscht einfach nur gute Laune. 
Die Musiker quittieren das mit breitem Grinsen – allen voran Sänger und Gitarrist Babis Papanikolaou, der mit einem Freddy Mercury-Gedächtnisschnäuzer ganz klar als charismatischer Frontmann agiert. Stelios Provis (Gitarre) und Giannis Vrazos (Bass) befinden sich zwar meist in einer Linie mit ihm, stehen aber weit weniger im Rampenlicht. Optisch unscheinbar agiert Syke Vasilis an den Drums, die im Halbdunkeln mit dem schwarzen Bühnenhintergrund verschmelzen. Aber man kann ihn hören – und wie! Kraftvoll drischt er auf die Felle ein und liefert das Grundgerüst für den brettharten Rock der Griechen. Was diese hier bieten, ist nicht der billige Ouzo, der auf’s Haus geht, sondern ein wirklich exquisites Elixier aus Hard-, Blues- und Stoner-Rock mit Anleihen bei den Queens of the Stone Age, Alice in Chains oder Danko Jones.
Ohne Ritual
Bei aller Suche nach musikalischen Referenzen zeigen Planet of Zeus eine eindeutig eigene Identität und bieten Abwechslung zwischen wuchtig stampfenden Doom-Anklängen bis zum ekstatisch gradlinigen Rock’n Roll. Nach rund einer Stunde sagt Babis, man könne jetzt von der Bühne gehen, das Publikum nach mehr rufen lassen und noch einen Song spielen. Stattdessen schlägt er vor, sich das Zugabe-Ritual einfach zu sparen und dafür noch zwei Songs zu spielen. Das Publikum nimmt das Angebot begeistert an und noch einmal verwandelt sich die Trompete in einen Hexenkessel. Nach nur einem guten Dutzend Songs in rund 70 Minuten ist der Gig beendet, Musiker und Fans sind größtenteils schweißgebadet und trotz der subjektiv kurzen Spielzeit hat wohl kaum jemand das Gefühl, dass etwas fehlte. Beseelt und erschöpft macht man sich auf den Heimweg – und wundert sich, dass diese Band nicht längst auch in Deutschland in größeren Hallen spielt. So nah wie in der Trompete wird man den Vieren in Zukunft vermutlich nicht mehr kommen.
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