Es begab sich aber zu der Zeit, da Schulklassen ins Theater strömten, um die Beutel derer zu füllen, die den Sommer über die Sonne verfluchten und denen dazu Jahr um Jahr das Damoklesschwert der Kulturkürzungen über den Köpfen baumelt.
Einer, der es auf die Beutel der Mächtigen abgesehen hat, ist ein gewisser Robin Hood, der mit seinen Kumpels im Wald lebt – nein, nicht in der Haard oder den 16.000 Hektar Wald des Regionalverbandes Ruhr (RVR), sondern im berühmten Sherwood Forest in England. Mit Pfeil und Bogen kämpft er dort für eine bessere Welt. Grund genug für das Schauspielhaus in Bochum, Zuschauer:innen ab 6 Jahren mit seinen Abenteuern den Advent zu versüßen – schon zur Premiere gibt‘s anschließend Kekse und Waffeln (P: 22.11., 16 Uhr).
Eine ganz andere Stimmung herrscht sicher nach der Premiere in Moers. Im Spielort Bollwerk 107 geht es um Verlust von lieben Dingen – und des ganzen Lebens. In Sigrid Behrens Stück „Anfall und Ente“ gehen die beiden so unterschiedlichen Charaktere auf die Suche nach Entes Kuscheltier, und das, obwohl Ente eigentlich lieber im Teich neben der Wiese bleiben würde. Aber Anfall weiß viel und will etwas erleben, ihre Angst überspielt sie geschickt. Ihre Reise zuden schwierigen Fragen des Lebens führt über einen Pfannkuchen in eine wirbelnde Kissenschlacht, zudem treffen die beiden den weisen Pinguin und den verträumten Trüddelschmopf. Dann erreichen sie sogar das Weltall. Ob da die Antwort auf alle Fragen liegt? Und wo ist eigentlich das Kuscheltier? (P: 30.11., 15 Uhr; ab 5 Jahren)
Diese Frage stellt sich der Glöckner von Notre Dame eher nicht. Seine Kuscheltiere sind die Seile, mit denen die Glocken der Kathedrale in Paris zum Klingen gebracht werden. Der von Geburt an entstellte Quasimodo verliebt sich unsterblich in die schöne Tänzerin Esmeralda, auf die auch der Geistliche Frollo ein Auge geworfen hat. Übles bahnt sich an. Die Uraufführung des Balletts nach dem Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ (1831 ) von Victor Hugo choreografiert Armen Hakobyan, Co-Intendant des Essener Aalto Balletts, in zwei Akten mit einer zum Teil zeitgenössisch-abstrakten, aber auch klassisch geprägten Tanzsprache. Was ist die Essenz? Schönheit und Hässlichkeit schließen sich nicht aus. Ein Umstand, mit dem auch das entstellte Reality-TV scheinbar viele Zuschauer:innen bindet (P: 15.11., 19 Uhr; ab 12 Jahren).
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