Eine, von einer niedrigen Kante eingefasste, weiße Spielfläche, über der ein gleißend heller Ballon und eine bewegliche Metallplatte schwebt. Mehr braucht es nicht. Johannes Schütz‘ Bühnenbild für die „Hamlet“-Inszenierung von Johan Simons mit Sandra Hüller in der Hauptrolle fungiert als Zeichen für die eisige Kühle des dänischen Königshofs, aber auch die Melancholie der Titelfigur.
Johannes Schütz wurde am 21. November in Düsseldorf für seine Arbeit als Bühnenbildner mit dem Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen 2022 geehrt. Dass in der Meldung der Landesregierung von „Kulissen“ die Rede ist, weist allerdings in die falsche Richtung. Genau das sind die Arbeiten von Schütz nicht. „Der Raum, in dem gespielt wird, sollte nicht bebildert werden“, sagte er einmal. Illustration oder Dekoratives sind nicht seine Sache. Zeichenhafte Reduktion, das ist die erste Assoziation, die einem als Beschreibung einfällt. Seine Bühnenräume für Regisseur:innen wie Johan Simons, Jürgen Gosch, Reinhild Hoffmann, Frank-Patrick Steckel, Roland Schimmelpfennig oder Karin Beier sind immer Kunsträume, sie haben nichts mit Realität in einem abbildhaften Sinn zu tun. Nachbauten von Wohnzimmern, Hotellobbys oder Fabrikhallen wird man bei ihm nicht finden. Schütz entwirft eigentlich keine Bühnenbilder, sondern genuin Räume, die einerseits den Grundkonflikt eines Stücks architektonisch fassen, andererseits den Schauspieler:innen einen Ort bieten, in dem sie ihre gedanklichen und emotionalen Welten entfalten können.
Gelernt hat der 1950 geborene Johannes Schütz bei Wilfried Minks, einem der großen Bühnenbildner der alten BRD-Theatergeneration. Er arbeitete an den Münchner Kammerspielen, wurde Ausstattungsleiter am Bremer Theater. 1986 kam er zu Intendant Frank Patrick Steckel ans Schauspielhaus Bochum. Hier lernte er Jürgen Gosch kennen, mit dem ihn bis zu dessen Tod 2009 eine kongeniale Partnerschaft verband. Von 2010 bis 2019 leitete Schütz die Bühnenbildklasse an der Düsseldorfer Kunstakademie. Heute arbeitet er an allen großen deutschsprachigen Bühnen. Aktuell sind Arbeiten von Schütz in den Johan Simons-Inszenierungen „Hamlet“, „King Lear“ und „Alkestis“ am Bochumer Schauspielhaus zu sehen.
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