Das Festival „Theater der Welt“ unter der Programmdirektion der belgischen Kuratorin Frie Leysen präsentiert ein internationales sparten- übergreifendes Programm mit 32 Produktionen, die sich an den Schnittstellen von Theater, Tanz, Oper, Musik, bildender Kunst und Performance bewegen.
Babylonisches Sprachgewirr herrscht in der Welt und auch auf der Bühne des Essener Grillo-Theaters. Es macht viele Dinge komplizierter, als sie wohl sind. Auch deshalb durchzieht diese biblische Plage wohl Sebastian Nüblings Inszenierung von Alfred Jarrys surrealem Theaterstück „König Ubu“, in dem er die deutschen und niederländischen Schauspieler - das Projekt ist eine Koproduktion mit der Toneel groep Amsterdam - auch englisch und ubuisch reden lässt. Die Welt des feigen Vater Ubu ist die Kunst- Akademie. Hier wird zu Beginn das Paragrafen - malen zur heiligen Handlung.
Am westlichen Rande des Ruhrgebiets hat sich ein Kulturfestival des Landes Nordrhein- Westfalen etabliert, das 2010 natürlich auch beim Kulturhype mittun will. Die 33. Duisburger „Akzente“ wollen da der Hafen der Kultur - haupt stadt sein. Eröffnet werden sie passend mit einer Open-Air-Performance der spanischkatalanischen Theatergruppe „La Fura dels Baus“ im Ruhrorter Hafen. Im Programm verankert ist auch das traditionelle Theatertreffen, seit 1977 eine kleine Ruhrgebietskonkurrenz zum Berliner Theatertreffen. Gleich zwei Gastspiele des Burgtheaters Wien sind darunter.
Ein Sandkasten auf der Bühne. Sprenggürtel am Kleiderhaken. Vier Personen, die einen politischen Konflikt ausleben, der zwar aktuell, aber ohne geografischen Bezugspunkt zu sein scheint. Es ist die Geschichte zweier Selbst mord - attentäter, die den Befehl zum Töten be kommen und nun die letzten Stunden ihres Lebens verbringen.
Es rumort richtig im Bochumer Schauspielhaus. Orgien mit sex, drugs and rock’n‘roll, dekadente Spielchen am Tresen in schrillen Outfits, mittendrin Kurt Cobain umgeben von aufreizenden Jungs und Mädels. Im Hintergrund fetzige Werbespots für Jeans, Parfüm und Lifestyle. Das Laster erreicht seinen Höhepunkt, dann wechselt das Bild, das Koks wird weggefegt, der König (Bernd Rademacher) muss schließlich seine Lektion im meditativen Bogenschießen abhalten. Regieren macht eben Stress. Williger Willen ist dafür genauso schädlich wie endloses Warten, und so wartet King Peter vom Reiche Pop schon seit Jahren ungeduldig darauf, dass er endlich mal einen Pfeil abschießen darf. Sein Land ist die börsennotierte Jeans manu - faktur „Leonce – Made of Love“, die natürlich ihren Shareholdern verpflichtet ist. Der Hofstaat bildet dafür den dienernden Aufsichtsrat. Ausge - rechnet Cobain muss sich dafür wieder in den Königssohn Leonce verwandeln und soll nun Lena vom Reiche Pipi heiraten, die eine florierende Parfümmarke besitzt. Danach besitze man zwei Konzern-Königreiche mit 17 Prozent Marktanteil, King Peter ist begeistert von der Idee. Die beiden in Vip-Dekadenz aufgewachsenen Königskinder natürlich nicht. Leonce (Ronny Miersch) zertrümmert eine Gitarre, auf der anderen Seite der Drehbühne (Matthias Werner) hüpft die wilde Lena (Sina Kießling) herum, gelangweilt von Party und Drogen. Ihr einzige „Konstante“ ist die gleichnamige Gouver - nante, ein desillusionierter Mann in Frauenkleidern (Michael Lippold), beide auf der Suche nach Sinn und Geborgenheit.
Wie kann man jemanden zum Schweigen bringen? Woher kriegen Superhelden eigentlich ihre Kostüme? Wie verläuft die positive Gewöhnung an den Maulkorb? Fragen, für deren Beantwortung Renegade drei verheißungsvolle Nachwuchschoreografen und -regisseure aus Paris, Köln und Kuba (Lorca Renoux, Frederik Rohn und Julio Cesar Iglesias) zu einem Theaterversuch angestiftet hat. Den ausgefallenen Rahmen geben die stählernen Kompressoren der alten Kokerei Hansa in Dortmund. Mit nicht mehr als einem Bildmotiv ausgestattet, welches im Vorfeld jedem Choreografen zugewiesen wird, steht jeder der drei vor einem Darstellerensemble aus zeitgenössischen Tänzern, B-Boys, einer langjährigen Schauspielerin sowie jugendlichen Laien. Innerhalb von drei Wochen soll eine Episode realisiert werden, die später in einer Inszenierung mündet. Jeder Austausch unter den Choreografen ist strikt untersagt, einzig die Besetzung bleibt dieselbe; die Darsteller sind kreative Mitverschwörer und Anstifter, wechseln die Choreografen, Kleider und ihre Rollen. Der Ausschluss der Choreografen von der Motivfindung und der Wahl der Darsteller sowie der knapp bemessene Faktor Zeit erhöhen den Schaffensdruck auf alle Beteiligten und zwingen dazu, äußerst fokussiert zu arbeiten. Danach werden diese dann unter den Händen der Dramaturgin Rachel Oidtmann in einer Art dramatischer Synthese verzahnt.
Es wird ein Feuerwerk der Zahlen. 121 Vorstellungen an 18 Spielorten, darunter 11 Weltpremieren und sechs Europapremieren. 385 Künstler aus 24 Ländern lassen es 18 Tage lang krachen, oder kultivierter: Sie überfluten das Revier mit Kultur. Theater der Welt, dieses Konzept hat seinen Titel wahrlich verdient.
Es ist der gesellschaftliche Verblendungszusammenhang, den René Pollesch umtreibt. Es ist der gesellschaftliche Verblendungszustand, den er unermüdlich unter dem Volk zu erklären sucht, und es ist der gesellschaftliche Verblendungszusammenhang, der eine rationale Auseinandersetzung mit der jetzt schon gescheiterten Kulturhauptstadt-Eventlogik konsequent verhindert.
15 junge Menschen des Ruhrgebiets wagen einen Blick hinter die Türen eines Mietshauses, dringen in die verschiedenen Lebenswelten jedes einzelnen. Sie fragen, was geschehen würde, wenn wir die Möglichkeit hätten, all diese Geschichten nach unseren Wünschen zu dirigieren.
Schwiegersohn zu werden, fällt Rustan nicht leicht, obwohl die Familie seiner Zukünftigen nicht gerade arm ist und er die Braut liebt. Weder die Verlockungen von Mirza noch die Beschwichtigungen ihres Vaters können die Wunde in Rustans Kopf heilen.
Schnöde Technik oder Magie?
„Oracle“ bei der Ruhrtriennale – Prolog 07/25
„Eine Welt, die aus den Fugen ist“
Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger über das Festival Shakespeare Inside Out in Neuss – Premiere 07/25
Der verhüllte Picasso
„Lamentos“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 07/25
Von Shakespeare bis Biene Maja
Sommertheater in NRW – Prolog 06/25
Tanz als Protest
„Borda“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 06/25
„Das Publikum ist verjüngt und vielfältig“
Opernintendant Heribert Germeshausen zum Wagner-Kosmos in Dortmund – Interview 06/25
„Da werden auch die großen Fragen der Welt gestellt“
Kirstin Hess vom Jungen Schauspiel Düsseldorf über das 41. Westwind Festival – Premiere 06/25
Morgenröte hinter KI-Clouds
Das Impulse Festival 2025 in Mülheim, Köln und Düsseldorf – Prolog 05/25
Das Vermächtnis bewahren
Eröffnung des Bochumer Fritz Bauer Forums – Bühne 05/25
Rock mit Käfern, Spiel mit Reifen
41. Westwind Festival in Düsseldorf – Festival 05/25
Von und für Kinder
„Peter Pan“ am Theater Hagen – Prolog 05/25
„Der Zweifel als politische Waffe“
Intendant Olaf Kröck über die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Premiere 05/25
Entmännlichung und Entfremdung
Festival Tanz NRW 2025 in Essen und anderen Städten – Tanz an der Ruhr 05/25
Von innerer Ruhe bis Endzeitstimmung
Die 50. Mülheimer Theatertagen – Prolog 04/25
Jenseits des männlichen Blicks
„Mother&Daughters“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 04/25
Gegen den ewigen Zweifel
Die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Prolog 04/25
„Kunst hat keine Farbe, Kunst ist Kunst“
Isabelle und Fabrice Tenembot vom Verein Afrikultur über das 4. Mboa-Festival in Dortmund – Interview 04/25
„Der Text hat viel mit heute zu tun“
Regisseurin Felicitas Brucker über „Trommeln in der Nacht“ am Bochumer Schauspielhaus – Premiere 04/25
Das gefährliche Leben von Kindern
„Blindekuh mit dem Tod“ am Jungen Schauspiel in Düsseldorf – Prolog 03/25
Baum der Heilung
„Umuko“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 03/25
Tanzen bis zum Umfallen
46. Duisburger Akzente – Festival 03/25
Kabarett, Cochem-Style
„Zu viele Emotionen“ von Anna Piechotta in Bottrop – Bühne 03/25
Gewinnen um jeden Preis?
„Alle spielen“ im Studio des Dortmunder Theaters – Prolog 03/25
„Ich liebe die Deutungsoffenheit“
Regisseur Roland Schwab über „Parsifal“ am Essener Aalto-Theater – Interview 03/25
„Die Kraft des Buchs besteht in der Aufarbeitung“
Bettina Engelhardt inszeniert Bettina Flitners Roman „Meine Schwester“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 03/25