Endlich ist es so weit. Im Dortmunder U geht es endlich wieder um Bier, nicht um diesen neumodischen Kram, wie avantgardistische Medienkunst oder wilde Museen als Kraftwerk. Nein, bei der Ausstellung „Neu Gold" steht am Ende nicht die geistige Erschöpfung, sondern der Zapfhahn. Kühles Blondes, frisch gezapft. Aber Alkohol ist keine Lösung, das wissen wir, also nochmal zurück auf Anfang: Dort liegt beziehungsreich ein Haufen Kohle und „Die Trinkenden" (2011) in Rosenthal-Porzellan von Alicja Kwade. Gleich gegenüber der „bierseelige" Mönch von Eduard von Grützner (1906). Weiter geht es in die Ausstellung mit dem Atem der Hefe und Ludwig Eibls „Stilleben mit Brot und Bier" (um 1900). Wer nun denkt, da hätte er auch ins Ostwall-Museum gehen können: Nein, es erscheinen hinter der Trennwand Rumpelstilzchen und die ersten Bierschilder mit einem mir völlig unbekannten Braustern und einer Säuferfotoserie aus Tokio von Eva Deppe. Genau da gab es das Getränk auch nicht immer. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde es dort nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut.
Seit 2015 macht die Sapporo-Brauerei auch „Dortmunder", aber das ist immer ausverkauft. Und Reinheitsgebot? Nächstes Jahr feiern wir das 500-jährige Bestehen. Vielleicht ja auch mit Wladimir Putin, von ihm prangt schon ein schickes Portrait mit Pils vom Kultduo Dmitry Vrubel & Timofeevna an der Wand. Insgesamt zwölf Themen-Räume gliedern die Ausstellung mit gut 200 Exponaten zwischen Schabernack und Zapfhahn. Herbert Achternbusch hätte seine Freude. Bestimmt auch an der Installation von Dick Verdult. Da hat der Niederländer im Raum hinter dem weißen Vorhang einen hölzernen Riesen auf einen gynäkologischen Stuhl gelegt. „Superfitz" ist nicht schwanger. Er soll nur 17 Jahre lang Bier getrunken haben. Optisch ist das Ergebnis ähnlich, faktisch natürlich nicht. Das sollte dem Besucher egal sein, hinter dem standardisierten Wohnzimmer-Ensemble wartet es: kühles Dortmunder Union Jubiläumsbier. Brau und Brunnen – Lecker, aber ich komme eben aus Bochum, die Stadt nebenan mit der Privatbrauerei Moritz Fiege.
„Dortmunder Neu Gold – Kunst, Bier & Alchemie" | bis 1.5. | Dortmunder U | 0231 502 47 23
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Ein Schaufenster im Geldregen
Nadja Buttendorf im Dortmunder MO_Schaufenster
Ich glaub‘, mein Sein pfeift
Vortrag über Mensch-Tier-Beziehung in Dortmund – Spezial 06/23
Musikalischer Dadaismus
Nam June Paiks „I expose the Music“ in Dortmund – Kunstwandel 05/23
Was uns die Algen singen
Stolzer & Rütten im Dortmunder U – Ruhrkunst 05/23
Unsichtbar im Raum
Autorin Fatma Aydemir in Dortmund – Literatur 11/22
In Bildwelten tauchen
Fotosammlung Museum Ostwall trifft junge Fotobuch-Kunst – Ruhrkunst 08/22
Lebende Kunst in toten Museen
Kunst aus Ghana im Ostwall Museum im Dortmunder U – Kunstwandel 01/22
Grenzgänge
Zeitgenössische irische Kunst in Dortmund – Ruhrkunst 02/20
Hoch hinaus
Emerging Artists Festival in Dortmund – Kunst 10/19
Alternativ und bräunlich
„Der Alt-Right-Komplex“ im Dortmunder HMKV – Kunstwandel 05/19
Kleine Ereignisse
Tina Tonagel in Dortmund – Ruhrkunst 10/17
Eine Biennale für Dortmund
Emerging Artists auf der UZwei – Ruhrkunst 10/17
Ruhrgebilder
Pixelprojekt-Neuaufnahmen in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 09/25
Imdahls Sehschule
50 Jahre RUB-Kunstsammlung in Bochum – Ruhrkunst 09/25
Formationen lesen
Amit Goffer im Haus Kemnade – Ruhrkunst 08/25
Appetithäppchen
Westdeutscher Künstlerbund (WKB) in Witten – Ruhrkunst 08/25
Nachtspaziergang im Keller
„Light-Land-Scapes“ in Unna – Ruhrkunst 07/25
Viel zu tun
RUB-Sammlungen im MuT Bochum – Ruhrkunst 07/25
In der Kunstküche
„Am Tisch“ und Medienkunst im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/25
Women first!
Judy Chicago in Recklinghausen – Ruhrkunst 06/25
Bewegung und Berührung
Eva Aeppli und Jean Tinguely in Duisburg – Ruhrkunst 05/25
Einflüsse verschmelzen
Nadira Husain im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 05/25
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25