550 Werke von 232 Kunstschaffenden aus NRW in zwei Museen – das ist eine „Hausnummer“! Doch keine Sorge: Geboten wird ein abwechslungsreiches ästhetisches Vergnügen auf gutem Niveau. Der Westdeutsche Künstlerbund präsentiert zum 36. Mal seine große Übersichtsschau mit namhaften aktuellen bzw. jüngst verstorbenen Mitgliedern und Gästen mit NRW-Bezug. Und die zeigen Kleinformatiges in großer Bandbreite, was sich in bunter Vielfalt und ganz unterschiedlicher Machart ausbreiten darf. In der Ausschreibung gab es nur eine einzige Vorgabe, eine formale, damit auf begrenztem Platz möglichst viele dabei sein können: Maximalformat 50 × 50 × 50 cm. Eine Herausforderung für Profikünstler, die normalerweise riesige Leinwände oder ganze Räume füllen, mit maximal drei kleinen Arbeiten ihr künstlerisches Werk – Stil, Technik, Material und Intention – ausdrucksstark zu repräsentieren.
Im Märkischen Museum bieten zwei Etagen Raum für 148 künstlerische Positionen in lockerer Hängung und einer rundweg gelungenen Zusammenstellung: kein wilder Stilmix, keine Petersburger Hängung, die maximal drei Werke pro Teilnehmer als Ensemble zusammengehalten und alles in Themenräumen arrangiert, was zum lustvollen Vergleichen anregt.
Die kleine Form animierte einige zu launigen gegenständlichen Miniaturen aus der Speisekammer: Fleischwurst-Keramiken, Käse- und Silberfischchen-Skulpturen, Morandi-Gemälde als Silikon-Objekte und Stillleben in Öl – leichte Kost zum Ausstellungsstart. Gleich nebenan säumen hintergründige Werke mit religiöser Symbolik den mittelalterlichen „Erzbischof Engelbert“ aus der ständigen Sammlung. Im Hintergrund rennt die Zeit: Bei Timm Ulrichs Uhrentriptychon rotieren die Ziffernblätter unter stillstehenden Zeigern. Der Rundgang führt durch Räume für neue monochrome, abstrakte, informelle Positionen, Yoana Tuzharovas Lichtinstallation taucht ein ganzes Kabinett in sanften Farbwechsel. Einer der sechs Räume im zweiten Stock beherbergt Animalisches: großartige Tierhaufen-Keramiken von Silke Rehberg neben fein gezeichneter Spinne, Mücke, Floh von Mira Schumann. Es gibt packende Nachtfotografie, Wandobjekte aus Bronze, Textilien, Draht, Grafisches, Geometrisches. Kostproben, die Appetit machen auf mehr: Teil 2 (bis. 7.9.) – weitere 84 Positionen im Stadtmuseum Hattingen.
Kleinklein – 36. Übersichtsausstellung des WKB | bis 5.10. | Märkisches Museum Witten | 02302 581 25 50
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