Mitten im ersten Ausstellungsraum liegt ein Asphaltfladen. Dahinter, in aufgereihten weiß emaillierten Stahlkisten, stapeln sich dunkle Schlackebrocken. Karten und Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand verweisen auf den Fundort. In weiteren Räumen wurde Erde oder Gestein aufgehäuft und mit Spiegelglas gespickt, flankiert von etlichen Texttafeln, Kontaktbögen, Projektskizzen, Briefen, Katalogen in Vitrinen und Filmdokus aus den 1960er-/70er-Jahren. Nein, die Bottroper Ausstellung empfängt einen sichtlich nicht mit offenen Armen und leicht konsumierbarem Augenschmaus. Robert Smithsons Earth Art– die Outdoor-„Sites“ wie die sogenannten „Nonsites“ für Kunsträume – muss man sich viel lesend erschließen.
In der Kunstwelt ist Smithson ein Star, die Allgemeinheit kennt bestenfalls „Spiral Jetty“ (1970), seine begehbare Riesenspirale aus aufgeschüttetem Gestein am Ufer des Great Salt Lake in Utah. Dass der bei einem Flugzeugabsturz jung verunglückte US-Amerikaner (1938–1973) auch in Europa wirkte, ist dagegen kaum bekannt, obwohl sein Erdwerk „Broken Circle/Spiral Hill“ für eine Sandgrube in Emmen (NL, 1971) mittlerweile Denkmalstatus genießt. Temporäre Aktionen wie die Teerschüttung an einem Abhang bei Rom, „Asphalt Rundown“ (1969), sind nur noch auf Film und Fotos erhalten. Die Ausstellung im Bottroper Quadrat, das als Museumszentrum Naturkunde, lokale Industriegeschichte und Kunst vereint, konzentriert sich nun auf genau die Werke, die Smithson ab 1968 auf Europa-Reisen konzipierte und ausstellte.
Anders als seine Land-Art-Kollegen, die in Amerikas unberührter Natur arbeiteten, interessierte sich Smithson für industriell ramponierte Landschaften und unumkehrbare geologische Prozesse – und wie diese sich in Museen visualisieren lassen. Genug Stoff fand er an Rhein und Ruhr. Das Material der Objekte im ersten Raum, „Nonsite – Oberhausen (Ruhr-District)“, stammt z. B. von Abraumhalden der Gutehoffnungshütte. Faszinierend sind seine Spiegelinstallationen: Fotos belegen, wie auf einem Düsseldorfer Komposthaufen treppenartig platzierte Spiegel den Himmel auf die Erde holen. Im Museumsraum vervielfältigen beidseitige Spiegelscheiben, sternförmig in einen Haufen roter Erde von einer brennenden Essener Halde gesteckt, das Material und vermixen es mit Raumelementen und Besucherbeinen.
Robert Smithson in Europa | bis 22.2.2026 | Josef Albers Museum Quadrat Bottrop | 02041 37 20 30
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