1899. Zu dieser Zeit sieht es hier noch anders aus: Das Ruhrgebiet ist geprägt von Kohle, die aus den Schächten in der Tiefe geholt wird, die den Bergleuten ins Gesicht geschrieben steht und die in winzigen Partikeln durch die sie umgebende Luft schwirrt – ob unter oder über Tage. Hätte es im Jahr 1899 einen Staatenbund gegeben, der sich um Schadstoffgrenzwerte schert, er hätte ein Verbot der Zechen gefordert. Aber 1899 ist anders. Es gibt keine EU, die Messstationen aufstellt oder die Luftqualität in Städten anprangert; auch wird es noch lange dauern, bis die Fabriken der Region zu Museen und Theatern werden, bis Bahntrassen Fahrradwege werden und Zollverein Weltkulturerbe. 1899 – genau hier setzt das Rottstr. 5 Theater mehr als 100 Jahre später an, um in der Zeit zu reisen.
Denn während im letzten Jahr der Steinkohleförderung die Museen im Ruhrgebiet mit 17 Ausstellungen die Symbiose von „Kunst & Kohle“ endgültig besiegeln, geht der Geheimtipp der regionalen Theaterszene mit dem Drama „Die im Schatten leben“ zurück an den Anfang der Industrialisierung: Detailgetreu und mit einem Blick für das Gegenwärtige reiht sich Emil Rosenows Theaterstück als naturalistische Milieustudie ein in die Riege jener Dramen, die ihre Augen nicht vor den Missständen ihrer Zeit verschließen. Heute gilt es als vergessen. Umso bedeutender ist daher sein Erscheinen im Programm des hiesigen Kunstmarathons, skizziert es doch vor allem in der Retrospektive von Strukturwandel, Zechensterben und grünen Hauptstädten den weiten Weg, den diese Region bereits hinter sich gelegt hat.
Rosenows sozialpolitisch geprägtes Theaterstück ist zur Basis eines 45-minütigen szenischen Vortrags geworden, der an eben jenen Orten dargeboten wird, die genauso für den Wandel stehen wie stillgelegte Zechen und Fördertürme: Kunstmuseen. Im Juli ist er im Duisburger Lehmbruck Museum, im DKM und im Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop zu sehen. Dem Ensemble um Regisseur Hans Dreher gelingt dabei mit Rosenows Drama ein wichtiger Beitrag, der an eine Welt erinnert, die heute Mythos ist und mit der doch alles angefangen hat.
„Die im Schatten leben“ | So 1.7. 15 Uhr im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop | So 8.7. 15 Uhr im Lehmbruck Museum Duisburg | So 22.7. 12 Uhr im DKM Museum Duisburg | www.rottstr5-theater.de
„Bullshit von der AfD“
Die Leitung des Bochumer Theaters Rottstr 5 über Fördergelder der freien Szene – Bühne 02/19
DU: Jochen Gerz – THE WALK, Lehmbruck Museum
bis 5.5., Di-Fr 12-17, Sa-So 11-17 Uhr
Figur abstrakt
Fuchs, Matherly und Pils in Bottrop – Ruhrkunst 12/18
Tiefes Schwarz
Patrick Hamilton in Duisburg – Ruhrkunst 11/18
Museum aus Glas
„Keine Retrospektive“ von Jochen Gerz in Duisburg – kunst & gut 11/18
Stoisch sind die Salatköpfe
„Die Kopien“ am 12.10. am Rottstr5-Theater in Bochum – Bühne 10/18
DU: Jochen Gerz – The Walk, Lehmbruck Museum
bis 5.5., Di-Fr 12-17, Sa, So 11-17 Uhr
Einiges wird im Gedächtnis haften
Herbert Fritsch inszeniert in Bochum „Die Philosophie im Boudoir“ – Auftritt 02/19
Pathetische Idealisten und faschistische Blutegel
Schillers „Don Karlos“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 02/19
Widerstand ist machbar
„Hier kommt keiner durch“ in Oberhausen – Theater Ruhr 02/19
Monströse Macht Mettigel
„Die Räuber.Live“ in Dortmund – Theater Ruhr 02/19
Genitale Spurverbreiterung
Michel Houllebecqs „Plattform“ und „Unterwerfung“ als Doppelabend – Theater Ruhr 02/19
Love is in the air
Der Theater-März im Ruhrgebiet – Prolog 02/19
„Der Fisch reagiert auf den Blinker am Haken“
Regisseur Philipp Becker über „Was glänzt“ in der Zeche Eins – Premiere 02/19
Hart und zart
„Klein aber oho!“ im Varieté et cetera – das Besondere 02/19
Pädagogisch wertvoll
„Shockheaded Peter“ im Theater im Depot – das Besondere 02/19
Ruhrfestpiele 2019: Neustart mit Altmeister
Programmpressekonferenz mit Intendant Olaf Kröck am 30.1. im Festspielhaus Recklinghausen
Festival der Kunstfertigkeiten
63. Schwerter Kleinkunstwochen – das Besondere 02/19
Küchenpsychologie der Macht
„Momentum“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 01/19
Die oberste Unterwelt
„Die Hölle/Inferno“ in der Wuppertaler Oper – Theater Ruhr 01/19
Der Berg ruft
„Heidi“ in Oberhausen – Theater Ruhr 01/19
Böse Welt da draußen
„Auerhaus“ im Essener Casa – Theater Ruhr 01/19
Fleisch oder Silikon?
Der kürzeste Theatermonat des Jahres – Prolog 01/19
„Gibt es eigentlich noch Liebeskummer?“
Ulrich Greb inszeniert im Moerser Schlosstheater „Kabale und Liebe“ – Premiere 01/19