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„Außer Atem“
Foto: Alexander Ritter

Nouvelle vague in der Katakombe

04. Dezember 2023

„Außer Atem“ am Bochumer Rottstr 5 Theater – Prolog 12/23

Manche Filmkunstwerke haben ein nahezu ewiges Leben. Jean-Luc Godards Debütfilm „Außer Atem“ gehört seit 1960 dazu. Der Gangster-Streifen war revolutionär, weil er alle damaligen filmischen Regeln missachtete: Er nutzte er eine Handkamera, auch seine harten Schnitte, das Sprunghafte in Godards Erzähltechnik, der das Drehbuch von François Truffaut extra umgeschrieben hatte, sind längst Filmgeschichte. Ideengeber war damals ein Zeitungsbericht über den Mord an einem Polizisten.

Der Stoff hat das Theater erreicht. Alexander Ritter hat die Story für das Rottstr 5 Theater in Bochum bearbeitet und inszeniert ihn frei nach Jean-Luc Godard mit Lise Wolle und Henry Morales in der kleinen Katakombe. Die Grundzüge des Plots dürften erhalten geblieben sein, auch wenn das Filmische etwas dem Theatralischen weichen muss. Doch die 90-minütige Geschichte, bei der es zuerst um Unsterblichkeit in Paris und dann um einen heroischen Tod geht, wird auch in Bochum funktionieren. Schnell, erhitzt und atemlos geht es darin auf eine Talfahrt der Gefühle. Die beginnt, als sich der Kleinkriminelle Michel mit einer gestohlenen Nobelkarosse auf dem Weg nach Paris macht, wo ihm jemand Geld schuldet. Doch erst durchbricht er einen Kontrollpunkt der Polizei und erschießt einen Motorradpolizisten, um zu entkommen. Jetzt wird die Jagd auf ihn ausgeweitet, die Polizei beginnt, das Netz enger zu knüpfen.

Michel versteckt sich bei der amerikanischen Journalistik-Studentin Patricia, die er mal in Südfrankreich kennengelernt hat. Er macht ihr den Hof und bedrängt sie, ihn auf seiner Flucht nach Italien zu begleiten. Doch Patricia wird ihn an die Polizei verraten, denn die droht ihr die Aufenthaltsgenehmigung zu entziehen. Am Ende wird Michel von hinten erschossen, als er versucht, eine Pistole aufzuheben. In einer der letzten Einstellung liegt er auf der Straße und bläst noch eine Rauchwolke aus, wie eine Pistole nach dem Schuss. Tja, es war auch eine Hommage an den Film Noir. Wäre Michel von Humphrey Bogart gespielt worden, hätte er bestimmt überlebt. Seien wir gespannt, wie sich das lärmende Paris in dem kleinen Bochumer Off-Theater anhört.

Außer Atem | Fr 15.12. (P), 19.30 Uhr | Rottstr 5 Theater, Bochum | 0163 761 50 71

Peter Ortmann

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