Zwei Leuchtlinien im Boden flankieren die Massener Straße in Unnas City und leiten Fußgänger seit 2022 mit Lichtimpulsen bis vors Lichtkunstzentrum. Ihr Urheber Andreas Schmid ist auch in der aktuellen Ausstellung vertreten, die diesmal mit Lichtmalerei das Sujet Landschaft beleuchtet. Entstanden sind vier ortsbezogene künstlerische Erfahrungsräume mit Anklängen an nächtliche Spaziergänge.
Zusätzlich zum Wechselausstellungstrakt im Brauereikeller räumte man eine monumentale Halle frei, die sonst ein Werk aus der ständigen Sammlung beherbergt. Statt Boltanskis anrührendem „Totentanz“-Schattentheater pulsiert hier nun zu sphärischen Klängen ein digitales Wellenmuster über 26 Meter weit über Paneele auf dem Boden und weitere hochkant vor der Wand. Alles fließt – und ist von zwei Standorten aus zu betrachten, ebenerdig und von der Galerie aus. „Stream I.–III.“ von Atelier Rosalie | Thomas Jürgens wechselt Farbe, Rhythmus, Intensität – und doch schwappt nicht genug Mehrwert rüber, um den immensen Programmieraufwand zu rechtfertigen. Dies gilt auch für Andreas Schmids Installation „Lichtungen“. In ein Feld aus 2000 Kilo Steinen gespießt, zeigt ein Wald aus vertikalen Leuchtstoffröhren kaum merkliche Farb- und Leuchtkraftwechsel, doch in dem recht hellen Gewölbe zu wenig Ausstrahlung.
Anders die Environments der beiden Künstlerinnen: Die Koreanerin Jeongmoon Choi schuf einen labyrinthischen Schwarzlichtraum mit fluoreszierenden Effekten, durch den man sich vorsichtig bewegen sollte. In dem flirrenden Hindernisparcours aus parallel senkrecht gespannten und verknoteten „Wänden“ aus feinen Farbfäden, die sich grafisch überlagern, ist Fotografieren ein Muss! Fotos bringen den grafischen Aspekt der filigranen Farblicht-Gespinste noch besser zur Geltung als die Begehung. Zum Schluss das faszinierendste Highlight: Die bulgarische Lichtkünstlerin Yoana Tusharova besetzt den letzten Ausstellungsraum mit einer verwinkelten Farb-Licht-Installation, deren Energie man tatsächlich nur vor Ort erleben kann. Im Stil von Josef Albers malerischen Wahrnehmungsexperimenten setzte sie geometrische Flächen zu Bildern und Raumteilern voreinander und bezaubert mit Komplementärkontrasten und Licht-Schatten-Effekten. Das dominierende Orange lässt im Kellergewölbe die Sommersonne scheinen.
Light-Land-Scapes | bis 4.1.2026 | Zentrum für Int. Lichtkunst, Unna | 02303 103 45 67
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