Wenn es diese Wurmlöcher im Universum gibt, vielleicht sind sie aus Licht gebaut, nicht aus Neonröhren, wie Brigitte Kowanz‘ Arbeit „Immersion“ von 2018, aber visuell analog. Die ins Licht eingeschriebenen Handlungsanweisungen für den Transit sind unleserlich. Noch. Das bläulich schimmernde Werk ist Teil der Ausstellung „Neon Delight“ im Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna, die wieder geöffnet ist. Nach den virtuellen Kamerafahrten durch gepixelte Kunstschauen im Netz hat der Gang in den kühlen dunklen Keller der ehemaligen Lindenbrauerei schon etwas Mystisches: Vorbei an Joseph Kosuths „Die Signatur des Wortes“ (2001) und Mischa Kuballs modifizierten „Discokugeln“, „Space-Speech-Speed“ und am Neonröhrenpaket durch die Tür.
„Never Move far from Color!“ (2017/18) von Maurizio Nannucci erblickt man zuerst in der neuen Wechselausstellung – eine Hommage an die mit Neongas gefüllte Röhre, die fast aus der öffentlichen Wahrnehmung als Werbeträger verschwunden ist, und zeigt so Kunst-Devotionalien wie Bruce Naumans Ohrfeigenepos „Double Slap in the Face“ (1985) oder Tracey Emins bösen Handschrift-Seelenstrip-Satz „You Never Should have Loved Me The way you did“ (2014) in giftigem Gelb. Text scheint ein auffällig häufiges Stilmittel beim kunstvollen Glasröhrenbiegen zu sein. Bruno Peinado spiegelt seine Zeilen, Jeppe Hein montiert sie auf einen schwarzen spiegelnden Kasten an der Wand. Den „Letzten Horizont“ (2020) hat Giny Vos für diese Ausstellung installiert. Die blaue Neonröhre wird zum raumbestimmenden Solitär an den roh belassenen Wänden der ehemaligen Kühlräume.
Neon Delight | bis 16.8. | Zentrum für Internationale Lichtkunst | Unna | www.lichtkunst-unna.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Architektur von Licht
Hypersculptures im Zentrum für Internationale Lichtkunst – Kunstwandel 02/23
„Neonröhren sind jetzt retro und wieder hip“
John Jaspers über „Neon Delight“ am Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna – Sammlung 03/20
Ein Universum aus Neon
Lichtkunst in Unna – Kunstwandel 01/18
Ein Spiel von Licht und Schatten
Der International Light Art Award in Unna – Ruhrkunst 06/17
Da ist längst Licht
Der International Light Art Award 2017 in Unna – das Besondere 04/17
Im Land der rauchigen Schatten
„¡DARK!“und „Dark II“ im Zentrum für Lichtkunst in Unna – Kunstwandel 12/15
Wenn Energie körperlich wird
„L ich T“ von Jan van Munster in Unna – RuhrKunst 08/14
Aus dem Eis
Video-Installationen aus Spitzbergen in Recklinghausen – Ruhrkunst 03/23
Das Rätsel des roten Steins
Inventur im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 02/23
Schütten statt Pinseln
Helen Frankenthaler im Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/23
Neues im Quadrat
Josef Albers in Bottrop – Ruhrkunst 12/22
Bilder des Glücks
„Entdecke Minhwa“ im LSI Bochum – Ruhrkunst 11/22
Junge Schwarze Formensprache
Dozie Kanu im Neuen Essener Kunstverein – Ruhrkunst 11/22
Kulissen und Kojoten
Ian Page im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 10/22
Avantgardistische Bauten
Irmel Kamp und Andreas Rost im Baukunstarchiv – Ruhrkunst 09/22
In Bildwelten tauchen
Fotosammlung Museum Ostwall trifft junge Fotobuch-Kunst – Ruhrkunst 08/22
Der Charme des Unbeständigen
„Blade Memory II“ im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 07/22
Durch die Blume
„Flowers!“ in der Kunst ab 1900 im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/22
Nackte Mannsbilder
„Eros in Erwartung der Ewigkeit“in Duisburg – Ruhrkunst 05/22
Auf Fuchs’ Fährte
Fabian Reimann im Kunstverein Ruhr – Ruhrkunst 04/22
Wetten auf die Zukunft
Videoinstallation „Slow Violence“ in Bochums Zeche Hannover – Ruhrkunst 04/22
Impressionistische Meisterwerke
„Renoir, Monet, Gauguin“ im Museum Folkwang – Ruhrkunst 03/22
Rot im Silberspiegel
Rita Rohlfing im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 02/22
Vom Zeigen und Verschwinden
Sieben Künstlerinnen im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 01/22
Lichtblicke in Schwefelgelb
Ingeborg Lüscher im Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/21