Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.558 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Claus Goedicke, Spüllappen, 2009
Foto: © Claus Goedicke

Die Lyrik der Alltäglichkeit

23. Februar 2017

Der Fotograf Claus Goedicke zeitgleich in Bottrop und Bochum – Ruhrkunst 03/17

Von der Windel zur Gartenschaufel. Vom Seifenstück zum Toilettenpapier. Es sind die Gegenstände, die uns umgeben, es sind die alltäglichen Dinge, die jede Leere füllen, in bestimmten Kontexten aber auch überfüllen können. Von einer derartigen Massierung ist die Ausstellung im Quadrat Bottrop weit entfernt. Der Fotograf Claus Goedicke, der die Hängung zwischen Tableau und Reihung hier selbst gemacht hat, liebt es eher fluffig. Klar, die Dinge der Alltäglichkeit brauchen Raum, um ihre Banalität zu verlassen, sie brauchen die Idee zu einer Qualifizierung, um ihren Anspruch zu rechtfertigen. Hier werden sie wie bei Duchamp nicht aus der Gewöhnlichkeit erhoben, hier werden sie als Gewöhnlichkeit geadelt: Ihre einzige Verbindung scheint die menschliche Hand, die diese Gegenstände aus der realen Welt bewegt und sie dafür anschauen muss.

Und dennoch, die Fotografien des Bernd-Becher-Schülers zwingen förmlich zum untauglichen Versuch der Interpretation. Da steht das einfache gefüllte Glas Wasser auf einem hölzernen Untergrund. Tisch, Stuhl, wer weiß das schon, und spielt es etwa keine Rolle? Drei Würfel liegen auf einem ähnlichen Belag. Und eine Scheibe Brot. Na wenn das kein Triptychon über das menschliche Leben werden könnte. Dazu spiegelt sich das katholische Köln in einem Aspergill, das zum Verspritzen von Weihwasser dient, obwohl der Fotograf längst in der Bundeshauptstadt lebt.

Dass sich die Alltäglichkeit nicht nur an Einzelobjekten festmacht, sondern auch an Einzelteilen ganzer Räume, kann man identisch zeitgleich in der Bochumer Galerie m beobachten. Hier hat der Fotograf sein Studio verlassen, seine fast klinische Abbildungstechnik. „Köhles Schuppen“ ist eine Serie über eine alte Werkstatt, deren Objekthaftigkeit der Einzelwerkzeuge den Künstler magisch angezogen haben dürfte. Hier hat er nicht ein Bühnenbild geschaffen, hier war es schon vorhanden. Dennoch, die Verbindung von Objekt, Hand, Auge und Bedeutung ist immanent.

„Dinge“ | bis 7.5. | Josef Albers Museum Quadrat, Bottrop | www.bottrop.de/mq

„Köhles Schuppen“ | bis 6.5. | Galerie m, Bochum | www.m-bochum.de

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Challengers – Rivalen

Lesen Sie dazu auch:

Mit der Architektur
Franka Hörnschemeyer in der Galerie m

Duisburger Tristessen
Laurenz Berges in Bottrop – Ruhrkunst 03/20

Der feine Unterschied
Ulrich Erben in Bottrop – Ruhrkunst 08/19

Einst in Ebel
Michael Wolf in Bottrop – Ruhrkunst 05/19

Figur abstrakt
Fuchs, Matherly und Pils in Bottrop – Ruhrkunst 12/18

Der Weg zum Quadrat
Phänomenal: Josef Albers in der Villa Hügel in Essen – kunst & gut 09/18

Heute ein Mythos
„Die im Schatten leben“ vom Rottstr 5 Theater – das Besondere 07/18

Struktur in der Landschaft
Axel Hütte in Bottrop und Düsseldorf – Ruhrkunst 11/17

Räume im Raum
Tobias Pils im Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop – kunst & gut 07/17

Farbe im Raum, auf der Fläche
Jerry Zeniuk im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop – kunst & gut 11/16

Die Zukunft scheint weit weg
„Hopes of Paradise“ in der Bochumer galerie m – Ruhrkunst 10/16

Thema mit Variationen
Hubert Kiecol im Museum Quadrat in Bottrop – kunst & gut 08/16

RuhrKunst.

Hier erscheint die Aufforderung!