Gut, dass Axel Hüttes fotografisches Werk derzeit gleich mit zwei Museumsausstellungen gewürdigt wird! Sehr gut, dass die Ausstellungen klar getrennt sind: Das Quadrat Bottrop stellt das Frühwerk vor, mit dem sich Hütte als Hauptvertreter der Becher-Klasse an der Kunstakademie Düsseldorf etabliert hat. Und das Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt die Bilder mit sozusagen eingefrorenen Landschaftsausschnitten, die heute als Hüttes Markenzeichen gelten.
Im Frühwerk arbeitet Hütte noch in deutlichen Bildserien. Seine damaligen Sujets sind Porträts, Architekturen sowie italienische Landschaften, die durch Architekturfragmente hinterfragt werden. Später nimmt Hütte seine Bilder primär als Einzelne auf, als Konzentrate ausgiebiger Beobachtung und des Wartens auf das richtige Licht. Anfänglich ist der Landschaftsraum entleert. Später lässt er die Fülle umso mehr zu und provoziert so bisweilen Unklarheiten, etwa bei Wasserspieglungen und nebelverhangener Witterung. Zwar sind die Landschaften nun nach ihren Entstehungsorten betitelt, die sich überall auf der Welt befinden können, und es geht ihm um spezifische Temperierungen und Strukturen. Aber in ihrer atmosphärischen Verdichtung schafft er geheimnisvoll wirkende, tatsächlich oft schwer zugängliche und ferne Orte.
Axel Hütte (geb. 1951 in Essen) gehört zur ersten Studenten-Generation von Bernd und Hilla Becher, die unter dem Terminus „Neue Düsseldorfer Fotoschule“ zusammengefasst wird. Indes sind die herausragenden Fotokünstler Individualisten. Gemeinsam ist den meisten von ihnen die Hinwendung zu einem einzigen Sujet, das im Bildfeld von allen Störfaktoren befreit ist und meist auf Menschen verzichtet. Damit verbunden ist eine große Sachlichkeit der Aufnahme. Bei Axel Hütte sind die Szenerien etwas anders. Sie spielen mit Brillanz, außergewöhnlicher Farbigkeit und damit, dass sich der Vordergrund üppig schließt und die Bildtiefe relativiert. Bei Hütte ist die Landschaft wirklich abgeschieden; die Zeit scheint stillzustehen. Das war schon in den frühen Bildern der Fall und ist es nun erst recht.
Axel Hütte | bis 7.1. im Josef Albers Museum. Quadrat Bottrop | bis 14.1. im Museum Kunstpalast Düsseldorf | www.bottrop.de/mq/ bzw. www.smkp.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Draußen, im Licht
Die Ölstudie im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 03/23
„Es ist fast eine spirituelle Erfahrung“
Alain Bieber über Refik Anadol im Museum Kunstpalast – Sammlung 02/23
Der Osten war schwarzweiß
Evelyn Richter im Museum Kunstpalast – Kunstwandel 12/22
Die Schönheit der verhüllten Welt
Christo und Jeanne-Claude im Museum Kunstpalast Düsseldorf – Kunstwandel 10/22
„Ihr ging es immer um Ambivalenzen und Widersprüche“
Linda Conze über das Werk von Evelyn Richter – Sammlung 09/22
Menschen und Landschaft
Max Liebermann im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 04/22
Zweierlei Romantik
Caspar David Friedrich im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 12/20
„Blick auf einen Jetztzustand, der sehr emotional ist“
Kuratorengespräch über „Empört Euch!“ im Düsseldorfer Kunstpalast – Sammlung 11/20
„Wir hoffen, dass wir in begrenztem Umfang wieder eröffnen können“
Museumsdirektor Felix Krämer über den Düsseldorfer Kunstpalast – Sammlung 05/20
Als Malerin mit Mittelpunkt
Angelika Kauffmann im Kunstpalast Düsseldorf – Ruhrkunst 03/20
Duisburger Tristessen
Laurenz Berges in Bottrop – Ruhrkunst 03/20
„Das sind ganz besondere Einblicke“
Felicity Korn über Peter Lindberghs Fotografien im Düsseldorfer Museum Kunstpalast – Sammlung 02/20
Aus dem Eis
Video-Installationen aus Spitzbergen in Recklinghausen – Ruhrkunst 03/23
Das Rätsel des roten Steins
Inventur im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 02/23
Schütten statt Pinseln
Helen Frankenthaler im Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/23
Neues im Quadrat
Josef Albers in Bottrop – Ruhrkunst 12/22
Bilder des Glücks
„Entdecke Minhwa“ im LSI Bochum – Ruhrkunst 11/22
Junge Schwarze Formensprache
Dozie Kanu im Neuen Essener Kunstverein – Ruhrkunst 11/22
Kulissen und Kojoten
Ian Page im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 10/22
Avantgardistische Bauten
Irmel Kamp und Andreas Rost im Baukunstarchiv – Ruhrkunst 09/22
In Bildwelten tauchen
Fotosammlung Museum Ostwall trifft junge Fotobuch-Kunst – Ruhrkunst 08/22
Der Charme des Unbeständigen
„Blade Memory II“ im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 07/22
Durch die Blume
„Flowers!“ in der Kunst ab 1900 im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/22
Nackte Mannsbilder
„Eros in Erwartung der Ewigkeit“in Duisburg – Ruhrkunst 05/22
Auf Fuchs’ Fährte
Fabian Reimann im Kunstverein Ruhr – Ruhrkunst 04/22