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Judy Chicago, In the Beginning from Birth Project (detail), 1982, Prismacolor on paper / Buntstift auf Papier, 165.1 x 988.06 cm, © Judy Chicago/Artists Rights Society (ARS), New York
Foto: © Donald Woodman/ARS, NY, Courtesy of the artist

Women first!

09. Juni 2025

Judy Chicago in Recklinghausen – Ruhrkunst 06/25

„Zweifel und Zusammenhalt“ heißt das Motto der Ruhrfestspiele 2025. Für Judy Chicago (geb. 1939), die die begleitende Ausstellung bestreitet, steht der Zusammenhalt unter Frauen im Mittelpunkt ihres 60-jährigen Schaffens: der Kampf um Geschlechtergerechtigkeit, auch als Künstlerin. Die Retrospektive der Grande Dame der Feministischen Avantgarde, 2024 von der Londoner Serpentine konzipiert und nun auf die Kunsthalle zugeschnitten, spannt anhand von etwa 160 Werken, vorrangig Zeichnung und Pyrotechnik-Aktionen, einen Bogen vom Frühwerk der US-Amerikanerin bis zum aktuellen Umweltengagement. Gleich im Foyer lädt eine Videokabine ein, Ideen für eine von Frauen regierte bessere Welt zu formulieren. Eine digitale Statement-Sammlung entsteht – Judy Chicago arbeitet meist partizipativ. 

Angefangen hat sie, das überrascht im ersten Ausstellungsraum, in den 1960ern mit minimalistischen Papierarbeiten von pastellfarbenen Streifen und Kreisen, rhythmisierte geometrische Formen, zurückhaltend und unpersönlich. Bis es dann Anfang der 70er aus ihr herausbrach, wild, wütend und betont provokant: Die Lithografie einer entflammten Vulva als Offenbarung (Revelation) und Start in eine lebenslange Mission zur weiblichen Selbstermächtigung steht neben der Videopräsentation und Zeichnungen rund um ihre bekannteste Aktion „The Dinner Party“ (1974–79) zur Würdigung von 1038 Göttinnen, Wissenschaftlerinnen und Autorinnen, die Weltgeschichte schrieben, ohne die gebührende Anerkennung erfahren zu haben. Ein meterlanges Tableau zur Erschaffung der Welt durch eine Muttergottheit erstreckt sich durch die Erdgeschosshalle. 

Im 1. Stock entsteigen nackte junge Frauen farbigen Rauchfontänen in der kalifornischen Wüste wie Phönix aus der Asche. Alles sehr emotional und pathetisch, Judy Chicagos Text-Bild-Arbeiten mitunter drastisch, unappetitlich und scharf an der Kitschgrenze, aber allesamt plakative Hingucker. Hier sind wir und wir sind viele, schreit es einem entgegen. Und die agile 85-Jährige schafft es weiterhin, im Namen des Feminismus scharenweise Näherinnen und Gestalterinnen zu begeistern, ehrenamtlich ihre Ideen in Werke umzusetzen. In der großen Wandarbeit „What if Women ruled the World?“ in der oberen Etage kommen Frauen der Welt selbst zu Wort als Teil von Chicagos Lebenswerk.

Revelations | bis 17.8. | Kunsthalle Recklinghausen | 02361 50 19 35

Claudia Heinrich

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