Maria Seitz Bilder flirren vor Augen, jedes in anderen Farben – Farbverläufen, möchte man sagen, aber das trifft es nicht ganz. Denn die Kölner Künstlerin malt nicht, sondern zeichnet ganz akribisch. Mit ihrem Multicolorstift fährt sie senkrecht über weißes Papier, Strich für Strich und dabei mit minimalen Drehungen, sodass ihr Buntstift mehrfarbige parallele Linien erzeugt. Jedes Bild schillert in unterschiedlichen Nuancen, mal rhythmisch-dynamisch, mal kontemplativ. Als „dicht und intensiv“ würdigt die Jury des Günter Drebusch-Preises die Werke der Preisträgerin 2023. Alle drei Jahre vergibt der Wittener Kunstverein den Nachwuchspreis an Künstlerinnen oder Künstler aus NRW unter 35 Jahren, die im Bereich Grafik/Zeichnung und/oder auf und mit Papier arbeiten. Eine Ausstellung im Märkischen Museum ist Teil der Auszeichnung.
Neben Maria Seitz (geb. 1989), die ihre „Serie Multicolor“ im oberen Ausstellungstrakt großzügig ausbreiten kann, präsentieren weitere sieben Nominierte eine jeweils kleine Werkauswahl. Und lassen mit Collagen, Reliefs, aber auch Malerei, Wand- und Raumarbeiten die immense Bandbreite von Arbeiten auf Papier erahnen. Klassische Handzeichnung zeigen außer der Preisträgerin z.B. Flora Wagner mit ihrem meterlangen Wandtableau „HDG Teddybärensammlung“ aus 42 gerahmten Bildteilen oder Hakan Eren mit der Serie „Afghanische Windhunde“. Fabio Sacher fertigt kleine Motivcollagen, verknüpft Bilder antiker Sagengestalten mit eigenen impulsiven Zeichnungen und befestigt diese vergrößert direkt an der Wand. All dies sind keine Illustrationen, sondern Ausdruck von Ideen und Absichten, die sich in der bloßen Bildbetrachtung oft nicht direkt vermitteln. Begleitinformationen mit Künstlerstatements erleichtern teils den Zugang, dürfen aber mitunter auch ignoriert werden, wenn sie klüger klingen wollen, als das, was die Werke zeigen. Theresa Webers serielle Bildcollagen und Papierreliefs mit Perlen und künstlichen Fingernägeln beinhalten z.B. andere faszinierende Qualitäten, als die Anleitung vermitteln will. Besonders beeindrucken Hanna Kusters expressiv gestaltete „inneren Collagen“ von rätselhaften, teils figürlichen, teils ornamentalen Bildwelten, die sie als großformatige Papierobjekte frei in den Raum hängt.
Günter Drebusch-Preis 2023 | bis 1.9. | Märkisches Museum Witten | 02302 581 25 50
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