Sein Kabinett auf Ebene 5, mit großer Glasfassade zum Treppenhaus im U, nutzt das Museum Ostwall als Raum für Experimente: für Einzelausstellungen oder kleine Präsentationen, die ein Spotlight auf Details der Sammlung richten und neue Zusammenhänge kreieren. Wer zurzeit von außen ins MO_Schaufenster schaut, sieht an der Stirnwand Fotografien von Menschen, die vor Schwarz-Weiß-Kulissen posieren, seitlich einen Videomonitor mit(scheints) wechselndem Standbild, an der rechten Wand Porträts aus Jochen Gerz‘ Serie von Dortmundern, die zur U-Eröffnung anno 2010 in großer Zahl das Museumsfoyer zierten, rechts vorn einen Leuchtkasten mit Dias, links ein Regal mit Fotokatalogen, mittig einen Tisch voller Fotobücher … Kein Zweifel, im Fokus steht die Fotografie. Und man sollte ein- und nah herantreten.
Zwei externe Kuratorinnen, Sarah Hübscher von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und Elvira Neuendank von der Technischen Universität Dortmund, haben die umfangreiche Fotosammlung des Museums durchforstet und platzbedingt eine komprimierte Auswahl getroffen. 13 Beispiele aus dem breiten Spektrum des Mediums ab 1970: konzeptionelle Fotografie, Experimentelles, künstlerische Dokumentation, Tagebuch, Porträt. Menschenbilder stehen im Mittelpunkt – und was Fotografie für die Vermittlung von Vielfalt leisten kann.
Der Clou der Ausstellung liegt auf dem zentralen Tisch und verknüpft die historischen Positionen mit der jungen regionalen Fotoszene: 13 Fotobücher, ausgewählte Abschlussarbeiten von Studierenden der FH Dortmund der letzten 3 Jahre. Zum Anfassen, Blättern, Lesen und Schauen! In diesen liebevoll sorgfältig, mit allen technischen und gestalterischen Finessen layouteten Büchern folgt man z. B. Jule Wild 2019 in die Ukraine, besucht mit Julian Barth die mongolische Kunstszene Ulaanbaatars, lernt durch Dave Wards, Celine Yasemins und Johannes Schrieks Kamerablick Menschen kennen, die auf unterschiedliche Weise aus der Norm fallen, geht mit Vera Loitzsch und Lukas Zander auf Suche nach verlorener Heimat oder stöbert – ein anrührendes Vergnügen! – mit Lea Szramek in Familien-Fotoalben aus analogen Zeiten. Hier beim Durchblättern lässt sich inmitten der räumlich kleinen Schau genüsslich abtauchen in die schier unendlichen Weiten fremder Bildwelten.
doing photography – Fotografien aus der MO_Sammlung | bis 28.8. | MO_Schaufenster#31 im Dortmunder U | 0231 502 47 23
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