Einige hatten im Ruhrgebiet immer schon das Gefühl, dass ihnen etwas fehlt. Doch jetzt ist es da: das Urban Fine Art Meeting (UFAM), eine selbst erklärte „interdisziplinäre Kunst-Convention“. Ihr Debut feiert es deshalb auch gleich in fünf Städten des Reviers. Neben der Förderung von Kunst im Allgemeinen dient das Meeting auch dazu, in fünf Kommunen, ich zitiere: „als eine kreative Kraft zusammen arbeiten zu lassen, um das UFAM zu ermöglichen“. Schon diese schnuckifizierte Umschreibung von zukunftsweisendem kreativem Förderbewusstsein lässt sofort näher hinschauen. Wo sind diese Verwaltungsapparate zu finden, die, zu kunstvollen Installationen geknetet, selbst als Skulpturen des Gebens herhalten wollen? Es sind die Städte Hamm, Dortmund, Herten, Hagen und Essen, wobei die Reihenfolge und Zusammenstellung eher zufällig erscheint. Doch nur das Ergebnis zählt und da kann es keine negativen Vibrations geben.
Denn das Ruhrgebiet braucht tatsächlich endlich neue Murals, das sind diese riesigen Wandbilder auf den Fassaden mit oder ohne Message. Sie sind in allen Metropolen der Welt zu finden, insbesondere auf der südlichen Halbkugel, denken wir nur an den „Godfather of Murals“ Diego Rivera. Im Revier tauchen sie nur sporadisch auf. Dabei haben wir in Europa doch eine lange Tradition, die von der jungpaläolithischen Höhle von Lascaux bis zur Sixtinischen Kapelle reicht, aber dann eigentlich auch nicht viel weiter. Das Tafelbild und die mobilen Kunstgegenstände traten ihren Siegeszug an. Kunst im öffentlichen Raum hieß in der Moderne in erster Linie betonierter Fassadendekor und diesem in den 70er Jahren dem Bauwerk beigestellten Kunstkäse, mit einigen sehr positiven Ausnahmen natürlich. Wandmalerei war eigentlich nie ein Thema, anders als in der ehemaligen DDR mit der zum Teil grandiosen Staatspropaganda.
Aber das will Urban Fine Art Meeting jetzt zu Recht staatlich gefördert ändern. Rund 30 lokale Künstler brechen in den KunstQuartieren auf für ein Dutzend Murals, UFAM bietet fünf Mosaik-Workshops, über zwanzig Spielorte und eine große gemeinsame Abschlussausstellung.
Urban Fine Art Meeting, Ruhr 2016 | 1.8.-31.10. | Dortmund, Essen Hamm, Hagen und Herten | www.ufamruhr.de
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