Kinder wie die Zeit vergeht. In Schwerte beginnt am 1. Februar zum 64. Mal das heilige Hochamt der Kleinkunst, weit weg vom Rosenmontag, aber dafür nahe genug an den kulturinteressierten Menschen der westfälischen Region. Die Kleinkunstwochen decken dabei ja auch alle Formen des Genres ab, Musik, Comedy, Kabarett, oder Figurentheater. Den Auftakt bestreitet Carmela de Feo aka La Signora mit ihrem neuen Programm „Die Schablone, in der ich wohne“, in dem sie sich wieder einmal mit Akkordeon auf die verzweifelte, endlose Suche nach dem Unsinn ihres Lebens macht.
Auch mit Akkordeon und Band ist Axel Prahl bei den Kleinkunstwochen unterwegs, deren Preis er schon mal gewonnen hat. Deshalb startet er in diesem Jahr außerhalb der Wertung, der Mann hat ja auch sonst nix zu tun – glücklicherweise, denn wer den Schauspieler schon mal mit seinem handverlesenen Orchester Rocknummern oder Arrangements aus Klezmer- und Musetteklängen spielen gesehen hat, wird sich flugs nach Karten für die Rohrmeisterei umschauen. Und wem das immer noch zu balladenhaft ist, für den wurde 2020 The Cast verpflichtet, die als „Die Rockstars der Oper“ gelten. Fernab jeder steifen Etikette haben diese sechs umwerfenden Sängerinnen und Sänger wieder ein Programm kreiert, das die Klassiker der Oper so zeigt, wie sie einmal waren. Rock 'n' Roll?
Noch mal zurück zum Schwerter Kleinkunstpreis, den Axel Prahl bereits eingeheimst hat. Die fünf Riesen gehen in diesem Jahr – Briefumschlag öffnen, wichtig schauen – an Tahnee, die im April ihr zweites Programm in Schwerte zeigt. Und wieder ist sie Vulvarine, die Superheldin zwischen Erwachsenwerden und dem verzweifelten Versuch die Grenzen des guten Geschmacks nicht zu überschreiten. Viel Frauenpower ist sowieso in der Kleinkunst zu entdecken. Wie Liza Kos. Die kommt aus Moskau. Mit 15 zieht sie mit ihren Eltern aufs Land – nach Deutschland und weil sie sich integrieren will lernt sie die Landessprache, die sie auch bald perfekt beherrscht: Türkisch! Nach vier Jahren unterm Kopftuch, hängt sie dieses allerdings an den Nagel und beschließt eine „richtige Deutsche“ zu werden. Die Lösung? Liza meldet sich in einem Karnevalsverein an und beginnt „Öcher Platt“ (Aachen) zu lernen. Na dann Prost.
64. Kleinkunstwochen Schwerte | 1.2. - 14.5. | Rohrmeisterei Schwerte | 02304 104 801/802
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Festival der Kunstfertigkeiten
63. Schwerter Kleinkunstwochen – das Besondere 02/19
Alles außer Hochkultur
62. Schwerter Kleinkunstwochen bis zum 4.5. in der Rohrmeisterei u. a. Orten – Bühne 04/18
Ein Lob für positive Gedankenlosigkeit
Die Schwerter Kleinkunstwochen haben begonnen – Prolog 02/18
Alles außer Tiernahrung
Schwerter Kleinkunstwochen 2017 – das Besondere 01/17
„Ich mache keine Witze über die Ampel“
Kabarettist Jürgen Becker über sein Programm „Deine Disco – Geschichte in Scheiben“ – Interview 04/24
„Zu uns gehört das Lernen von den Alten“
Intendant Olaf Kröck über die Ruhrfestspiele 2024 – Premiere 04/24
Verloren im Nebel
Das Duo Paula Rot im Foyer des Theaters Duisburg – Bühne 03/24
Glücklich bis ans Ende?
„Star-Crossed Lovers“ in Essen – Prolog 03/24
Ein Baum im Herzen
„Eschenliebe“ am Schauspielhaus Bochum – Prolog 03/24
Liebe und Gewalt
„Told by my Mother“ in Mülheimer a.d. Ruhr – Tanz an der Ruhr 03/24
Über die Familie
45. Duisburger Akzente – Festival 03/24
Sternfahrt zum Shoppen
„Einkaufsstadt, 4300“ von Trio ACE in Essen – Prolog 03/24
„Im Gefängnis sind alle gleich“
Regisseurin Katharina Birch über „Die Fledermaus“ an den Bochumer Kammerspielen – Premiere 03/24
Bakterien im Spa
„Ein Volksfeind“ am Theater Dortmund – Prolog 02/24
Vom Elvis zum Cowgirl
„The Legend of Georgia McBride“ am Theater Oberhausen – Prolog 02/24
„Es kommt zu Mutationen zwischen den Figuren“
Intendant Ulrich Greb inszeniert „Der Diener zweier Herren“ am Schlosstheater Moers – Premiere 02/24
Postapokalyptische Manege
„Essence“ von Urbanatix am Schauspielhaus Bochum – Bühne 02/24
Die Erbsen sind immer und überall
„Woyzeck“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 02/24
Fortschritt ohne Imperialismus
„Libya“ auf PACT Zollverein – Tanz an der Ruhr 02/24
Poesie ums eigene Ich
Next Level Slam in Bochum – Bühne 01/24
Hochzeiten und Hüte
„Hello, Dolly“ am MiR in Gelsenkirchen – Tanz an der Ruhr 01/24
„Ich finde unbekannte Werke spannend und befreiend“
Regisseurin Tatjana Gürbaca über „Fausto“ am Aalto-Theater Essen – Interview 01/24
Brautkleid aus reinster Haut
„Subcutis“ in Mülheim a. d. Ruhr und Köln – Theater Ruhr 01/24
„Die Geschichte wurde lange totgeschwiegen“
Ebru Tartıcı Borchers inszeniert „Serenade für Nadja“ am Theater Oberhausen – Premiere 01/24
Subkultur trifft Artistik
„X-Mas-Shows“ von Urbanatix in der Grugahalle Essen – Festival 12/23