Obwohl es die kleineren Kommunen im Ruhrgebiet ungleich schwerer haben, den Kämmerern dort tagtäglich der Angstschweiß auf der Stirn steht, gibt es dennoch einige, die sich außergewöhnliche Kulturevents leisten. Schwerte ist so eine Stadt. Sie hat seit Jahren einen ausgezeichneten Ruf. Insbesondere die beiden Festivals „Schwerter Kleinkunstwochen“ und „Welttheater der Straße“ haben die Stadt seit den frühen 1980er Jahren überregional bekannt gemacht.
Jetzt stehen die Schwerter Kleinkunstwochen in den Startlöchern, ein Festival, das immer im Frühjahr seine begeisterten Besucher findet. Kein Wunder, gilt das Festival auch als eine der führenden Adressen der internationalen Kleinkunstszene, denn hier gibt es auch Preise zu gewinnen,
Das wollen auch Stefan Sing und Cristiana Casadio, die im Februar mit ihrem Stück „Tangram“ den Anfang machen (23.2.). Tangram – da war doch was. Einige Teile, die immer wieder neue Formen bildeten. Doch die beiden erzählen eher von den Höhen und Tiefen einer Beziehung. Dabei immer auch Leidenschaft und Ablehnung, für die das deutsch-italienische Duo Grenzen überschreitet. Tanz, Jonglage zwischen Zirkus und Theater, aber immer auch ein nonverbaler Schlagabtausch mit großer Tiefe.
Vier Wochen später folgen die „Kinder der Weirdness“. So heißt das zweite Programm von Poetryslam-Champ Jan Philipp Zymny (24.3., Sparkasse Schwerte). Abendfüllende Seltsamkeiten garniert er mit surrealem Humor. Diese Absurdität sprengt auch die Grenzen zwischen Theater, Comedy und Poetry Slam. Verfolgen Sie mal das Streitgespräch mit der Videoleinwand und sie werden – Hä? – verstehen. Aja. Und keine Scheu vor Kultur. Es gibt eine hohe Zustimmung des Publikums für die Schwerter Kleinkunstwochen. Über 90 Prozent der Befragten finden das Programmangebot gut und möchten die Kleinkunstwochen auch weiterhin jährlich besuchen. Das sagt nicht nur eine Umfrage, das kann man auch an den Nummernschildern der parkenden Autos vor der Rohrmeisterei ablesen. Aber zurück zum Programm: Jetzt wird die Umgebung seziert, denn Simon & Jan (6.4.) sind clowneske Chronisten unserer Wirklichkeit. Diagnose: Weltschmerz mit einer Tombola für Pessimisten. Keine Angst, jeder kriegt dabei ein Hoffnungslos. Und es kommt noch schlimmer. Der Teufel sitzt am Teleprompter. „Halleluja!“ – was für ein Programm.
Jetzt kann es nur noch bayrisch weitergehen, bevor das Publikum die Pokale und ein paar tausend Euro verteilt. Und wieder ist es ein Prix Pantheon Gewinner. „Faszination Bayern" ist der zweite Teil einer lang geplanten Kabarett-Trilogie von Maxi Schafroth (13.4.). Die Idee dazu hatte er bereits mit sieben Jahren beim Berühren des elektrischen Weidezauns in Gumpratsried bei Eggisried. Nein – auch ich weiß nicht, wo das liegt, aber wen juckt das schon? Schon in seinem ersten Programm „Faszination Allgäu“ kannte niemand die Fixpunkte seiner erdkundlichen Exegese. Jetzt werden alle ein dreitägiges Praktikum in einer Schwabinger KiTa und die Teilnahme am Seminar „Atemtherapie für Führungskräfte“ kennenlernen, bevor am 4. Mai der 27. Schwerter Kleinkunstpreis vergeben wird.
62. Schwerter Kleinkunstwochen | bis 4.5., Beginn je 19.30 Uhr | Rohrmeisterei Schwerte | www.schwerte.de
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