Wer nicht fragt bleibt dumm. Also muss man Suchmaschinen bemühen, das kann doch heute jedes Kind. Ich finde nichts. Wie ärgerlich. Jetzt klemmt auch noch die Maus. Meine Faust will unbedingt in sein Gesicht und darf nicht, fällt mir ein. Aber Grönemeyer-Texte im Kindertheater? Meine Faust schlägt auf die Maus, die Tastatur – und – geht doch. Da ist es: „Wut ist heftiger als der Ärger und schwerer zu beherrschen als der Zorn“, sagt Wikipedia. Genau. Eine neue Maus brauch ich jetzt, die Tastatur ist noch o.k., also nichts passiert. Dummheit ist noch schlimmer als Wut, denke ich, obwohl: Manchmal bedingt das eine das andere.
Im Gelsenkirchener Consol-Theater hat bald die Stückentwicklung „WUT“ Premiere. Mit diesem Arbeitstitel machten sich die Regisseurin Andrea Kramer mit den MusikerInnen und SchauspielerInnen Dennis Brzoska, Svenja Niekerken, Alexander Ritter auf den Weg ins wütende Produzieren, Suchen, Ausprobieren und – Finden. So ganz leicht sind Stücke für Kinder ab 3 Jahren nämlich nicht zu machen. Alles muss auch für die Klitzekleinen verständlich sein, spannend natürlich und mit möglichst wenig pädagogischem Zeigefinger, in Gelsenkirchen widmet sich die Truppe also humorvoll und auf sehr bewegte Weise dem großen Gefühl, das es manchmal echt schwer hat und oft in Verruf gerät, und wenn es ausartet, sogar einen Wüterich produziert.
Aber im Consol-Theater kracht und donnert es erst mal, es blitzt und funkt – eines der ältesten Urgefühle bricht sich Bahn, genau: die Wut. Das ist immer ein Notfall, seufzt der Biologe. Fragt sich für wen. In der Natur ist Wut auch Abwehr: das kleine Beutetier macht rasende Drohgebärden, sie verhindern das Gefressenwerden. Wir Menschen gehen gerne „in die Luft“, fahren aus der Haut oder springen im Dreieck. Die Raserei (lat.:Furor) lebt. Aber irgendwann ist sie dann auch verraucht. Begraben und vergessen. Die Ursache oft nicht mehr erinnerbar. In Gelsenkirchen wird sie am Grunde des Meeres versenkt. Wie praktisch.
„WUT“ | R: Andrea Kramer | 12.(P), 19.3. 15 Uhr, 14., 15.3. 11 Uhr | Consol Theater, Gelsenkirchen | 0209 988 22 82
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