Niemand bewirft sein Publikum mit Exkrementen. Auch nicht im Bochumer Schauspielhaus, wo man auch mit „Monty Python’s Spamalot“- Musical in die Spielzeit startet. Also mit Killerkaninchen und „Always Look on the Bright Side of Life“. Hups, das ist aus „Life of Brian“. Ja sie haben ganz schön bei sich gefleddert. Eric Idle und seine Mannen. Bringt mir ein Gebüsch oder ein viertel Pfund Goosen, gut abgehangen.
Denn was die Pythons können, können unsere Ruhrgebietsschriftgelehrten schon lange. Ihre eigenen Witze vermarkten. Auch Frank Goosen hat nämlich ein Theaterstück geschrieben. Als Grundlage dient ihm sein jüngster Erzählband Raketenmänner, den er irgendwie um uns alle herum geschrieben hat und den jeder hier im Pott hätte schreiben können, wenn wir denn so viel Zeit hätten. Aber lesen braucht das niemand mehr. Im September im Theater Oberhausen kann man alles live verfolgen. Time takes a cigarette. Ach nee, „Rocket Man“, das war nicht Elton John, sondern David Bowie, von dem der Elton die Idee geklaut hat. Egal, wird niemand mit Exkrementen beworfen.
Aber was wissen wir eigentlich über Europa? Tja. Engländer können nicht kochen, Iren saufen, Finnen sowieso, und Dänen lügen nicht. Beim Europäischen Theaterfestival der Jugend im Gelsenkirchener Consol-Theater sollen die Jugendlichen lernen, diese und andere Vorurteile abzubauen, aber auch zu genießen. Bei „InterTWINed“ treffen sich acht Gruppen aus sechs Ländern, um sich eine Woche lang gegenseitig ihre Theaterproduktionen vorzustellen.
Witzig geht’s weiter: Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität. Aber die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand. Kein Wunder, dass Ulrich Greb in Moers die „Brandstifter“ in den Spielplan schreibt. Denn Max Frischs Klassiker von 1958 zeigt mit fast mathematischem Kalkül, wie aus Egoismus, Bequemlichkeit und Feigheit eine hochexplosive Mischung entsteht, mit deren Hilfe sich Gewalt und Terror ungehindert ausbreiten können: Weil es nicht sein kann, was nicht sein darf – und die Angst vor allem Fremden wird zum Motor einer gruselig-trivialen Groteske.
Dazu passt auch die Spielzeiteröffnung in Mülheim. Roberto Ciulli inszeniert dort „Rückkehr in die Wüste“ von Bernard-Marie Koltès und damit immer auch eine Reflexion auf das kolonialistische Erbe Frankreichs: Eine Stadt in Frankreich, zu Beginn der 60er Jahre. Mit ihren Kindern kehrt Mathilde aus Algerien zu ihrem Bruder an den Ort ihrer Kindheit zurück, in die „Wüste“ der französischen Provinz, aus der sie als junge Frau vertrieben wurde. Sie kommt, um Rache zu nehmen. Das müssen wir im Ruhrgebiet erst einmal nicht. Obwohl, das mit der Wüste ist ja auch nicht so ganz weit hergeholt, schaue man nur ins Opel-Tschernobyl in Bochum.
Die Premieren:
„Monty Python’s Spamalot“ | Fr 11. 9. 19.30 Uhr | Schauspielhaus Bochum
„Raketenmänner“ | Fr. 25.9. 19.30 Uhr | Theater Oberhausen
„InterTWINed“ | 29.9.-3.10. | Consol Theater Gelsenkirchen
„Die Brandstifter“ | Sa 5.9. 19.30 Uhr | Theater Moers
„Rückkehr in die Wüste“ | Fr 18.9. 19.30 | Theater an der Ruhr, Mülheim
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