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„Nalu und das Polymeer“
Foto: Diana Küster

Das Wesen der Flüssigkeiten

27. Oktober 2016

Kritische Kinderstücke zum Advent – Prolog 11/16

Nun, niemand kommt im Advent auf die Idee, sich zum Vergnügen ins Meer zu stürzen. Irgendwo im Süden vielleicht, wer Weihnachten nicht mag, aber dennoch die Urlaubstage mitnimmt. Egal wo man sich ins Meer stürzt und warum, heute ist das wie ein Sprung ins Kinder-Bällebad bei einem schwedischen Pappmöbelgroßhändler. Der Anteil an Nanopartikeln aus ehemaligen Kunststoffartikeln ist bereits riesig, von den überall schwimmenden Plastiktüten ganz zu schweigen. Als Weihnachtstück hat diese Thematik im Bochumer Theater Unten bei Autorin und Regisseurin Martina van Boxen Priorität. Sie hat „Nalu und das Polymeer“ für das Junge Schauspielhaus geschrieben und inszeniert und fragt darin, was wäre, wenn diese Umweltkatastrophe unseren Planeten endgültig verändert hätte. Die Geschichte spielt auf einer Plastik-Insel, wo Kunststoff Baumaterial und einzige Nahrung ist. (Kein Wunder: Bayer und Monsanto in ihrem Lauf, halten Ochs und Esel nicht auf.) Doch dann findet das Mädchen Nalu ein Stück echtes Holz im tiefen Poly-Meer. Kinder ab zehn Jahren werden schnell die Vision hinter dem originellen Musiktheater verstehen.

Sollten ihre Sprösslinge jünger sein, aber dennoch das Meer lieben, ja dann ab nach Oberhausen. Dort haben nämlich der Wassermann und seine Frau auch Nachwuchs bekommen. In nicht ganz so weiter Ferne wie im Bochumer Poly-Meer beginnt der kleine Wassermann erst einmal, den heimischen Mühlenweiher bis in den hintersten Winkel zu erforschen – ich bin mir sicher, dass er dort auch die kleinen Nanopartikel unserer heimischen chemischen Großindustrie finden wird – aber er trifft erst einmal auf viele sonderbare Geschöpfe. Die gebürtige Engländerin Jean Renshaw hat Otfried Preußlers Kinderbuch als Stück für die jüngsten Zuschauer (so ab vier Jahren) entwickelt. Auch hier geht es um den Rohstoff Wasser. Schon die Kleinsten können in vielen lustigen Szenen und Liedern erfahren, wie behutsam man mit diesem Element umgehen sollte, das die Elterngenerationen immer lässig als gottgegeben ansah.

Zeitgenössisch aktuell geht es auch in Gelsenkirchen zu. Das Consol-Theater hat dort mit „Die Biene im Kopf“ von Roland Schimmelpfennig Premiere. Auch bei der Auftragsarbeit geht es um Flüssigkeiten, allerdings wohl mehr in Form von alkoholischen Getränken. Der Siebenjährige X lebt allerdings auch auf einer Art fernen Insel, auch die liegt irgendwo im Poly-Meer, doch dieses Eiland ist hier eher virtuell. Weil X jeden Morgen ungehört  durch die leeren Bierflaschen seines Vaters aus der Wohnung waten muss, um zur Schule zu gelangen, weil er dennoch hungrig den lockenden Gefahren des Heimwegs trotzt, nur um daheim die letzte Dose Ravioli zu aufzuschneiden, weil diese Verwahrlosung kaum noch zu ertragen ist, macht sich der Junge sein Leben zum Computerspiel. Als Biene fliegt er dort gekonnt und tapfer von Level zu Level, nur die Sonne ist als Freund geblieben und abends besucht ihn die Bienenkönigin. Alles gut? Ein Stück in ständiger Bewegung für Kinder ab sieben Jahren.

„Nalu und das Polymeer“ | 1.11. 17 Uhr, 10.11. 18 Uhr, 12.11. 16 Uhr, 24.11. 11 Uhr | Theater Unten Bochum | 0234 33 33 55 55

„Der kleine Wassermann“ | 6.11. 15 Uhr, 7.11. 10 Uhr | Theater Oberhausen | 0208 857 81 84

„Die Biene im Kopf“ | 6.11.(P) 15 Uhr, 7. u. 8.11. 10.30 Uhr | Consol Theater Gelsenkirchen | 0209 988 22 82

PETER ORTMANN

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