2023 steht vor der Tür, denken wir an die aus dem „… Jahr 2022 … die überleben wollen“ (USA 1973), sowohl im Film, als auch überall auf dem Planeten. Verantwortlich für die Desaster sind in der Regel die so genannten Politiker, die eher ihr eigenes Heil als das der Menschen im Blick haben. Ende Januar zeigen die Studiengänge Regie und Schauspiel der Folkwang UdK ihre Produktion „Die Politiker“ (21.1., 19.30 Uhr) von Wolfram Lotz im Bochumer Prinz Regent Theater. Da begibt man sich auf lyrische Suche nach Handlungsmacht und versucht Erklärungen zu finden für die Misere der politischen Kaste und der Möglichkeit doch noch Einfluss zu nehmen. Die Inszenierung von Luis Liun Koch dekonstruiert dabei den Politikerbegriff so lange, bis durch die Flut der Einzelheiten jeglicher Sinnzusammenhang abhandenkommt.
Auch im Dortmunder Theater im Depot beginnt das neue Jahr mit einem politischen Diskurs. Ausgerechnet an einem Freitag, den 13. geht es inmitten der festgefahrenen Debatten, die entweder für oder gegen Kopftuch, Hijab und Tschador argumentieren, darum ein drittes, neues Narrativ zu suchen. Dafür haben sich Hiraeth Kollektiv und Sterna | Pau zusammengetan, um Politik und Tanz zu verbinden und aus einer persönlichen Perspektive auf die Geschichte des Irans seit der Revolution 1979 zu blicken. Die Künstlerinnen des Hiraeth Kollektivs, selbst mit iranischer und afghanischer Migrationsgeschichte, benutzen für „Das Dritte Narrativ“ (13.1., 20 Uhr) eine Überschreibung der Inszenierung „Fase“ von Anne Teresa De Keersmaeker, die damit eine der ikonischen Performances im 20. Jahrhundert (1982) kreiert hat. Begleitet wird die Choreografie im Depot aber nicht von minimalistischer Musik, sondern von feministischer Riot-Grrl-Punkmusik, die von Sterna | Pau komponiert und live gespielt wird.
Aber Gesellschaftspolitisches wird auch bei Kindern und Jugendlichen verhandelt. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Projektes „Stolpersteine“ wird im Gelsenkirchener Consol-Theater nicht nur die gemeinsame deutsche Geschichte, sondern auch die gemeinsame Verantwortung junger Menschen gegen das Vergessen anhand der beiden Städte Berlin und Cottbus verhandelt. Im Stück „Stolpern“ (14.1., 19 Uhr) setzt sich eine Gruppe von dort mit einer Gegenwart auseinander, in der rechtsnationale Parteien wieder erstarken, die Gesellschaft fragmentiert erscheint, wie schon lange nicht mehr.
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