Ohne Übertreibung kann man die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper als roten Faden von Maura Morales Oeuvre bezeichnen. Ihre seit dem Jahr 2010 bestehende zeitgenössische Tanzkompanie Cooperativa Maura Morales, die im Kern aus ihr selbst sowie dem Komponisten Michio Woirgardt besteht, beleuchtet ihn aus immer neuen Perspektiven und arbeitet gesellschaftliche Mechanismen heraus, denen er unterworfen ist. So auch die jüngste Bühnenproduktion der kubanischen Choreografin und Tänzerin, die im Dezember am FFT Düsseldorf Premiere feiert. In der Performance „In-Side Sense“ behandelt Morales das Fremdgefühl im Körper, das Verlusterfahrungen oder andere Krisen auslösen können, die unsere bisherige Selbstwahrnehmung erschüttern. Drei Tänzer:innen erkunden darin die Entfremdung vom eigenen Körper anhand von alltäglichen und wie automatisch ausgeführten Bewegungen, während im Hintergrund die meist live eingespielten Kompositionen von Michio Woirgardt ertönen.
Bereits in vergangenen Bühnenarbeiten beschäftigte sich Morales mit Konflikten rund um den menschlichen Körper: Das reicht von der Zerrissenheit zwischen Nähe und Distanz in „EpicDermis“ über die Folgen von Disziplinierung und Normierung in „Präludium der Kälte“ bis hin zum Gefangensein in einem fremden Körper in der Bühnenadaption nach Motiven von Kafkas Literaturklassiker „Verwandlung/ Fremdkörper“, in der der Angestellte Gregor Samsa eines Morgens als Käfer erwacht.
In Morales letzter Produktion aus dem vergangenen Herbst klang die Misere um den Leib bereits im Titel programmatisch an. „My body a stranger that protects me that kills me“ behandelt ein grundlegendes Spannungsverhältnis: Einerseits steht der Körper dem Menschen als Werkzeug zur Verfügung, andererseits ist der Mensch selbst ein Körper und somit sterblich. Eine komplizierte Ausgangslage, die einiges Material zur künstlerischen Bearbeitung bietet.
In-Side Sense | 1.(P), 2., 3.12. | FFT Düsseldorf | fft-duesseldorf.de
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