Anfang der 1980er Jahre begann das Getty Museum in Los Angeles mit dem Aufbau einer fotografischen Abteilung und ging auf Einkaufstour. Große Teile der privaten Sammlungen von Kahmen, Schürmann und Wilde gingen 1984 über den großen Teich. Spannender wurde es in den 1990er Jahren, als der künstlerische Nachlass von August Sander abzuwandern drohte. Sander, das große Vorbild von Bernd und Hilla Becher, erhielt jedoch eine Bleibe. 1992 entstand die Photographische Sammlung der Sparkassenstiftung Köln-Bonn mit Sitz in Köln. Sie sammelt und forscht im eigenen Gebäude im Mediapark systematisch. Sie kooperierte schon bald mit dem Ehepaar Becher und erhielt eine erlesene Auswahl an Negativen und Positiven. In Düsseldorf bot man daraufhin den Bechers die alte Schule in Kaiserswerth an, allerdings zur Miete. Dieser Vertrag ist derzeit auf Wunsch des Sohns Max Becher um zwei Jahre verlängert worden.
Ansonsten aber belässt man es in Düsseldorf bei Absichtserklärungen. 2013 saßen der damalige Museumschef des Kunstpalastes, Beat Wismer, und der Foto-Kurator Thomas Weski zusammen und heckten einen Plan aus. Das NRW-Zentrum war zu diesem Zeitpunkt führungslos und hätte sich als Standort neben dem Museum ideal geeignet. Doch es kam anders. Die öffentliche wie die politische Meinung ging dahin, das NRW-Forum als selbstständiges Institut zu belassen. Weskis Konzept verschwand in der Schublade. Es war die Regierungszeit von Dirk Elbers, CDU. Und es herrschte Funkstille zwischen Wismer, Weski und dem Stadtoberhaupt.
Nun aber drängen die Künstler selbst, dass man sich um ihre Nachlässe kümmern müsse, darunter so bedeutende wie Andreas Gursky und Max Becher. OB Thomas Geisel (SPD) erklärt gern, dass die Fotografie ein „Alleinstellungsmerkmal für die Kunststadt Düsseldorf“ sei. Es müsse etwas passieren, und es werde etwas passieren. In dasselbe Horn bläst Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, CDU, und heckt mit dem neuen Museumschef Felix Krämer Pläne aus, die er allerdings noch nicht preisgibt.
Nun werde es höchste Zeit, meinen die CDU-Mittelstandsvereinigung Düsseldorf und die „Projektschmiede“. Sie luden Weski zu einem Vortrag im Beisein von Künstlern wie Katharina Sieverding und Laurenz Berges in den Malkasten ein. Weski machte deutlich, dass es nicht um einen neuen Bau gehe, sondern um eine „Service-Einrichtung“ für Künstler, Wissenschaftler und Kuratoren. Schwerpunkt müsse die „fotografiespezifische Grundlagenforschung“ sein.
Weski betonte, dass dies erhebliche finanzielle Anstrengungen erfordere, die nur in einer konzertierten Aktion von Stadt, Land und Künstlern zu leisten sind. Denn dieses Zentrum soll „sammeln, bewahren, forschen, ausstellen, veröffentlichen und vermitteln“, konzentrierte Ausstellungen, Vorträge und Tagungen sowie eine digitale „Einsehbarkeit“ organisieren. Gleichzeitig müssten für das sensible Medium Fotografie Arbeits- und Lagerräume geschaffen und die Depots klimatisiert werden. Dies sei nur durch spezialisiertes Personal möglich.
Die Antwort der Verwaltung steht noch aus.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Realismus des Alltags
Paula Rego im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 07/25
„Auch mal am Tresen entstanden“
Leiterin Christine Vogt über die Ausstellung zu Udo Lindenberg in der Ludwiggalerie Oberhausen – Sammlung 07/25
Viel zu tun
RUB-Sammlungen im MuT Bochum – Ruhrkunst 07/25
Nachtspaziergang im Keller
„Light-Land-Scapes“ in Unna – Ruhrkunst 07/25
„Der Beton ist natürlich sehr dominant“
Die Kurator:innen Gertrud Peters und Johannes Raumann zu „Human Work“ in Düsseldorf – Sammlung 07/25
Die „Zweite Schuld“ der Justiz
Ausstellung zur NS-Vergangenheit des Bundesjustizministerium im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Ausstellung 06/25
Gegen den Strom
Dieter Krieg im Museum Küppersmühle – kunst & gut 06/25
Women first!
Judy Chicago in Recklinghausen – Ruhrkunst 06/25
In der Kunstküche
„Am Tisch“ und Medienkunst im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/25
„Moderne Technologien werden immer relevanter“
Die Leiterin der Kunstvermittlung des ZfIL Unna, Christiane Hahn, über die neue Jahresausstellung – Sammlung 06/25
Geschichten einer Leidenschaft
Oskar Kokoschka mit den Porträts von Alma Mahler in Essen – kunst & gut 05/25
Einflüsse verschmelzen
Nadira Husain im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 05/25
Bewegung und Berührung
Eva Aeppli und Jean Tinguely in Duisburg – Ruhrkunst 05/25
„Der Zweifel ist wach zu halten“
Direktor Nico Anklam über die Ausstellung der Ruhrfestspiele 2025 in der Kunsthalle Recklinghausen – Sammlung 05/25
Notfalls gepunktet
Gritli Faulhaber in Essen – Ruhrkunst 04/25
Muster im Dunkeln
„Holding Pattern“ im Dortmunder U – Ruhrkunst 04/25
Der Mensch in prekären Zeiten
„We“ im Kunstmuseum Mülheim – kunst & gut 04/25
„Was Handwerk und was Kunst ist“
Co-Kurator Markus Heinzelmann über „Das halbe Leben“ im Bochumer Museum unter Tage – Sammlung 04/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Einzelkämpfer auf ungesichertem Terrain
Herbert Zangs im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 03/25
„Alle Intelligenz ist künstlich“
Co-Kurator Tom McCarthy über die Ausstellung „Holding Pattern“ im Dortmunder HMKV – Sammlung 03/25
Facetten einer Legende
Siegfried Anzinger im Museum Küppersmühle in Duisburg – kunst & gut 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25