Auf dem vierten Album von Anthony and the Johnsons erinnert Anthony Hegarty mehr denn je an Tim Buckley. Doch der Vergleich wird seiner Stimme nicht ganz gerecht und seiner Musik schon gar nicht. Sein kammermusikalischer Pop auf „Swanlights“ ist wieder filigran, seine gebrechliche Stimme herzergreifend. Im Gegenzug zu seinem Gastspiel bei „Volta“ singt hier Björk auf einem Stück (Beggars Group).
Er ist natürlich das Ereignis auf der Frankfurter Buchmesse (6.-10.10.). Er war es auch, als er nur einen mehr oder minder schwachen Abglanz seiner „Korrekturen“ produzierte, die ihn 2001 jäh in den Literatur-Olymp katapultierten. Doch jetzt meldet sich Jonathan Franzen tatsächlich zurück; mit kaum mehr für möglich gehaltener Fulminanz. Entgegen der Vielzahl belletristischer One-Hit-Wonder hat sich der Amerikaner wieder seiner Stärken besonnen respektive diese sogar verfeinert.
Auf die Frage, ob es denn noch immer etwas Neues zu berichten gebe in der Alten Musik, schnappten die befragten Musiker dieser besonders in Köln häufig anzutreffenden Spezies erst einmal nach Luft: Ein Leben kann nicht reichen, die Schätze zu bergen, von deren Existenz selbst noch niemand wissen kann, die aber in Archiven schlummern, und außerdem werden die Erkenntnisse mit der Alten Musik auf immer neuere Gebiete und Werke angewandt.
Wenn Underground im Zusammenhang mit dem Musikgeschäft überhaupt noch irgendwas bedeutet, dann ist es „reichlich Arbeit“. Martin Juhls kann davon ein Lied singen. Nicht nur versorgt er Journalisten mit Infos über die elektronische Musikszene Dortmunds wie das Juicy Beats oder die DJ-Picknicks im Westpark, er ist auch noch Programmgestalter der Audiodigitale, Dortmunds einzigem Festival für elektronische Avantgarde- Musik. Und produziert nebenbei auch noch Musik. „Die Zeit dafür muss ich mittlerweile freischaufeln“, erzählt der 33Jährige am Telefon. Denn in die Rolle als Veranstalter ist er eher zufällig gerutscht. In seiner Heimatstadt Lünen legte er in einer Bar Ambient-Collagen mit Tape-Recordern und Turntables auf und kümmerte sich um die Pressearbeit. Als der Laden pleite ging, sprach ihn eine Bekannte an, die gerade das legendäre Dortmunder Cosmotopia gründete, und schon war Juhls dort mit von der Partie.
Diskussionen um den Niedergang des Klassikpublikums flammen immer wieder auf, das Jammern um die fehlende musikalische Ausbildung der heutigen Jugend ist groß, verschiedene plakative und repräsentative Aktionen von politischen Parteien und von Musik-Vermarktern wurden gestartet. Bei einer Podiumsdiskussion zur sinkenden Einschaltquote im Live-Geschäft muss zunächst – man staune – realisiert werden, ob die Behauptung, das Klassikpublikum sterbe weg und wüchse nicht nach, überhaupt zutrifft. Auf der einen Seite stehen sinkende Besucherzahlen und die empirische Wahrnehmung der Kritiker, in schlecht gefüllten Konzertsälen zu sitzen, auf der anderen Seite reden manche Macher die Krise einfach weg und verweisen auf subjektive Erfolgsmeldungen und neue, tatsächlich heiß begehrte Formate wie die in Köln praktizierten Mittagshäppchenkonzerte, wo ein halbstündiges Konzert bei freiem Eintritt als Appetizer für den kommenden Abendtermin gereicht wird. Hinter dem vehementen Einlenken der Musikschaffenden lauert allerdings eine simple soziologische Strategie: In keinem Falle darf die Branche eine Krise selbst herbeireden. Die Angst vor der „self fulfilling prophecy“ sorgt ja auch bei Banken dafür, dass sie ganz plötzlich total pleite sind.
Mit ihrem dritten Album weiß M.I.A. wieder mal geschickt, die Medienwelt aufzurühren. Das zehnminütige „Born free“-Video wurde von You Tube zensiert, das Album wirkt wie ein Anschlag auf die Popwelt: Denn obwohl man auf „/\/\ /\ Y /\“ (sprich: MAYA) poppige Tunes mit Autotune-Vocals findet, herrscht ununterbrochen hypernervöse Stimmung. Systematisch liegt Noise zwischen den Beats, der M.I.A.s politische Haltung aggressiv unterstreicht. Dazu wieder ein irres CD-Cover (XL). M.I.A. hat ihre englische Heimat inzwischen gegen die ganze Welt eingetauscht. Was in UK gerade abgeht, sagt einem Kode 9 auf seinem DJ-Kicks-Mix. Einiges tut sich da, seit Dubstep und Grime wieder mit Garage und House kurzgeschlossen wurden. Das poppige Ende heißt UK Funky, ein experimentelles Ende gibt es nicht, denn höchst freigeistig und vielseitig geht es hier zu (!K7). Pivot heißen jetzt PVT, ihr neues Album heißt „Church with no Magic“, und ihr Sound ist deutlich rabiater geworden: verzerrte Bässe, knarzende Old School-Synthies und neuerdings auch Gesang führen zu einem rockigen Soundbild und schaffen es dennoch immer wieder, einen experimentellen Grundton zu bewahren (Warp). Narrow Bridges ist ein neues Projekt von Alex Paulick, bekannt als eine Hälfte des Electronic Pop-Duos Coloma. Zusammen mit der Sängerin
„Mir hat dieser Abend wirklich Spaß gemacht“, meinte Dusko Goykovich, eine der letzten lebenden europäischen Trompetenlegenden, die auch in den Staaten absolute Anerkennung erfahren durfte. Er sprach es nach einem Konzert im Kölner Alten Pfandhaus, wo die wohlige Harmonie sich nicht nur auf die Akkorde in den gespielten Standards beschränkte...
Egal, wie schlecht es um die Kultur im Ruhrgebiet bestimmt ist, wie viele Theater und Schwimmbäder von der Schließung bedroht sind – in einem anderem Segment herrscht schon seit Jahren Konjunktur: dem der Großraumdiscos. Privatsender drehen Dokutainment im Delta Music Park, für einen Besuch in der Turbinenhalle kommen die Tanzwütigen von sehr weit her.
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