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Foto: Sonja Ruge

Impossible Dortmund

24. Juni 2025

Wilco im Dortmunder JunkYard – Musik 06/25


„We're melting!“ – wir schmelzen, ruft Jeff Tweedy in der Mitte des ersten Sets seiner Band Wilco im Dortmunder Junkyard. Die Bühne schaut nach Westen, die Band in die Sonne. Das Schrottplatz-Ambiente funkelt. Tweedy, Nels Cline und Mikael Jorgensen tragen Sonnenbrillen, Pat Sansone einen riesigen Strohhut, der seine zeitlose Freak-Aura in die eines Pensionärs verwandelt, der im All-Inclusive-Urlaub an Gitarre und Keyboard aushilft.

Weil es wichtig ist

Aber Sansones Hut täuscht. Wilco, die wohl (nach wie vor) beste Rockband der vergangenen 30 Jahre, schäumen in Dortmund und derzeit generell über vor Vitalität und Spielfreude. Dortmund ist eins von nur zwei Deutschland-Konzerten diesen Sommer, und so hört man neben dem vertrauten Ruhrpottfrotz auch viel Holländisch, Englisch, ja gar niederrheinisches Idiom im Rund. Wilco schenken uns zwei Sets in 3 Stunden, unterbrochen von 20 Minuten Pause – und dreißig (!) Songs. Und keiner darf fehlen! „Wir müssen das jetzt voll durchpeitschen, es gibt eine Sperrstunde“ (22 Uhr), so Tweedy vor den vier Zugaben, die sie alle spielen wollen. Warum? „It's important“ – weil es wichtig ist!

Das erste Set ist noch teilweise verhalten. Einer der Höhepunkte: das genau dosierte, träumerisch klingende „Via Chicago“. Mit dem sanften Kleinod „Either Way“ entlassen sie uns in die Pause. „Maybe the sun will shine today, the clouds will disappear“, heißt eine Zeile.

Jeder weiß es

Die Wolken bleiben erst recht verschwunden, als Wilco im zweiten Set unaufhaltsam die Dynamik hochfahren. Spätestens ab „Jesus, Etc.“ (Song Nr. 20; viele singen mit) jagt ein Highlight das andere. Wie schnell doch immer wieder die 10 Minuten „Impossible Germany“ vergehen – die große Stunde von Nels Cline, dessen 7-minütiges Gitarrensolo zu den größten aller Zeiten gehört. Jeder weiß, dass es kommt, keiner weiß, wie es heute gespielt wird. In Dortmund: feinziseliert, den Trance-Zustand des Publikums aufnehmend und potenziert zurückgebend. Song Nr. 26: die nächsten schnellen 10 Minuten, das Krautrock-Monster „Spiders (Kidsmoke)“. Jeff Tweedy gibt sich gelöst, das Publikum ist berauscht und gibt sich dem inbrünstigen Mitsingen des Gitarrenriffs hin.

Die Zugaben Schlag auf Schlag, „Falling Apart (Right Now)“, „Walken“, „California Stars“, „I Got You (At the End of the Century)“. Sperrstunde fast eingehalten: Schlussakkord, 22:01 Uhr, Flammenwerfer, Ende, Abgang. Wilco mögen in der Sonne gestanden haben – geflasht sind wir.

Frank Schwarzberg

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