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Foto: Frank Schwarzberg

Landlocked Dortmund

16. Mai 2025

Richard Thompson im Dortmunder Piano – Musik 05/25

Das Konzert im Dortmunder Piano geht in sein letztes Viertel, da führt der Nebenmann selbstvergessen mit der rechten mein Weizenglas, auf seinem Stehtisch abgestellt, zum Mund, mit der linken seine Hövelsflasche festhaltend. Es war diese Art von Konzert.

Das macht ihm keiner nach

Thompson, mittlerweile 76, ist legendär seit seiner Öffnung des Folk für Rockelemente in den späten 60ern und frühen 70ern mit Fairport Convention, vor seiner darauf folgenden Solokarriere. Sein damals von Sandy Denny gesungenes „Genesis Hall“ spielt Thompson in Erinnerung an die Band. Anlass zum Schreiben von des Songs waren Wohnungsnot, Hausbesetzung und soziale Ausgrenzung, erschreckend aktuell auch heute. Etwas später stürzt er sich in „Johnny's Far Away“ aus 2007, ein Shanty nach Thompson-Art: der Plot spielt auf See, und der Refrain mit der „rolling sea“ wird lautstark mitgesungen – nicht schlecht für „landlocked Dortmund“, lobt er anschließend augenzwinkernd; gleichzeitig ist es eine Beziehungs- und Psychostudie mit einem glücklichen Ende der trügerischen Art.

Thompson schüttelt solche Songs aus seinem Repertoire von fast 60 Jahren haufenweise aus seinem Ärmel. 21 Songs umfasst sein Gitarrenfeuerwerk an diesem Abend und umspannt von „Genesis Hall“ (1969) bis „Singapore Sadie“ (2024) und dem ganz neuen „Pipe Dreams“ seine komplette Schaffensperiode bisher. Nur mit der Akustikgitarre bewaffnet, braucht er live keine Band: Rhythmus, Leadgitarre und Soli, all das deckt er ab, meist simultan, mit dieser atemberaubenden Virtuosität, die ihm keiner nachmacht. Er ist sehr gut bei Stimme, ein Händchen für Melodien und Hooks hatte er eh immer schon, so dass der Abend einen Genuss auf allen Sinnes- und Verstandesebenen darstellt. Er gibt noch Konzerte in Süddeutschland und Sachsen – fahrt hin!

Stürmisches Publikum

Schließlich gibt es als letzte Zugabe „I Want To See The Bright Lights Tonight“ (1974), im Original gespielt mit Exfrau Linda Thompson, hier, wie der gesamte zweite Teil mit Lebensgefährtin und Begleitsängerin Zara Philips. Das Publikum im ausverkauften Piano verlangt stürmisch weitere Zugaben, selbst als schon lange die Saalmusik läuft und das Weizen mit vereinten Kräften ausgetrunken ist. Doch Thompson kommt nicht mehr: ... Bright Lights ... ist die Hymne des Aufbruchs.

Frank Schwarzberg

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