„Tanz ist eine Waffe im Klassenkampf!“ So lautete die Parole, die bereits 1932 die New Dance Group aus New York ausrief. Die Kompanie suchte damit einen Schulterschluss zu den Gewerkschaften und den Industriearbeiter:innen – inmitten der verheerenden Auswirkungen der Great Depression. An diesen Kontext, aber auch an Tänzer:innen wie Sophie Maslow knüpft Josephine Findeisen an. Beim HundertPro Festival präsentiert sie ihre Performance „Working Class Dance Group“, in der zwei Tänzerinnen aus einer feministisch-proletarischen Perspektive erforschen, wie sich Klasse, Körper und Geschlecht überschneiden.
Doch Findeisen ist bei weitem nicht die einzige, die sich bei der mittlerweile fünften Ausgabe des HundertPro-Festivals szenisch-forschend an gesellschaftliche sowie tagesaktuelle Themen heranwagt. Insgesamt sind es 14 künstlerische Arbeiten in den Bereichen Tanz, Theater, Comedy, Spoken Word oder Video, die auf drei Bühnen gezeigt werden. Dazu gehören in diesem Jahr etwa die Wortbeiträge, welche die drei Dichter:innen Lütfiye Güzel, Miedya Mahmod und Gözde Teper unter dem Motto „Bundesrepublik ohne Rassismus – Bundesrepublik mit Courage“ vortragen.
Mit den Explosionen, die um 5 Uhr morgens am 24. Februar 2022 die Kiewer Bevölkerung aus dem Schlaf und ihrem bisherigen Friedensleben rissen, beginnt das Stück des Teatr Nafta. Ihre Dokumentartheater-Performance „Nobody died today“ lässt ukrainische Militärs, freiwillige Korps und Kulturschaffende in Interviews zu Wort kommen.
Dem Kulturkapitalismus in einer seiner bizarrsten Ausprägungen widmet sich dagegen das multimediale und interdisziplinäre Kollektiv Teenagegod. Ihre Performance „Britney Spears Suicide Cult“ seziert die Rituale des Popgeschäfts. Das Publikum erfährt damit, wie die Grenzen zwischen Religion und Popkultur verschwimmen. Was bei Theoretikern wie Adorno oder Debord todernst verhandelt wurde, gerät bei Teenagegod satirisch wie immersiv. Und vielleicht sogar lustig. Doch selbst beim Thema Humor wird beim Festival eine Metaebene mobilisiert. Göktuğ Engel hinterfragt in seiner postdramatischen Comedyshow „Lachen verboten“ die Machtverhältnisse des Lachens anhand von Henri Bergson.
HundertPro Festival | C: Gisèle Vienne | 9.9., ab 18 Uhr | Ringlokschuppen Ruhr, Mülheim | 0208 99 31 60
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