Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.562 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Christoph Mehler
Foto: Jennifer Hörr

Pennen für den Planeten

17. Mai 2023

„Der lange Schlaf“ in Oberhausen – Prolog 05/23

Vielleicht leidet unsere Umwelt. Aber ein Dornröschen-Prinzip als globale Rettungsaktion? Nun, stellen wir uns einmal vor, dass nicht nur eine Prinzessin eine lange Zeit im Turm schläft, sondern alle Menschen auf der Welt ein ganzes Jahr. Dafür braucht man natürlich keine Haufen an vergifteten Spindeln, sondern eher 54 E, ein Schlafgas, das irgendwann in der Zukunft Weltraumreisen erträglich machen soll und vielleicht sogar unschädlich ist. Sei es drum – Hauptsache: Niemand verbraucht in 365 Tagen mehr Energie, keine Bodenschätze, keine Lebensmittel. Und: Ein CO2 Ziel könnte endlich erreicht werden. Erdacht hat sich dieses Endzeit-Szenario fürs Jahr 2030 der irisch-australische Dramatiker Finegan Kruckemeyer. Das Stück „Der lange Schlaf“ will laut Pressetext ein aufreibendes Gedankenexperiment sein, ist aber eigentlich mehr ein Horrortrip durch eine erstarrte Welt, die schlichtweg an mangelnder Vorbereitung der Versuchsanordnung leidet und eher seuchenartig auf dem Weg zum Planeten der Affen wird. Aber die Leithammel der Menschen glauben keine Alternativen mehr zu haben, die Hoffnung bleibt, doch die ist trügerisch. Die Idee hat viele Mängel und die Katastrophen sind immanent.

Denn einige sind natürlich auf Grund von Anomalien weltweit wach geblieben und streifen nun durch ihre einsamen Weiten, genießen scheinbar gewaltfreie Anarchie zwischen sterbenden Menschen wegen brennender Gasleitungen, sind aber auf der Flucht vor Rudeln wieder verwilderter Tiere. Man mag die Gedankengänge, die in zahlreichen historischen Dystopien schon verarbeitet wurden, gar nicht weiter verfolgen. Ein Robert Neville ist im Stück natürlich nicht dabei, denn die „normale“ Menschheit möchte ja gerne in dieser neu geschaffenen Wildnis wieder wachwerden. Doch davor prophezeit Kruckemeyer hohe Kollateralschäden, seine Protagonisten kämpfen auf allen Erdteilen in einem kaum beherrschbaren Szenario. Im Theater Oberhausen inszeniert Christoph Mehler diese zwanghafte Regeneration von Fauna und Flora auf der Bühne, die nicht nur einhergeht mit der Frage nach Legitimität der Selbstermächtigung der für alle Handelnden, sondern auch mit der möglichen Negation heutiger Ansätze für eine Umkehr im Anthropozän. Geplant ist in Oberhausen auch ein Begleitprogramm mit Biosphärenbotschafterin Stefanie Aehnelt.

Der lange Schlaf | 21.5. 11 Uhr (Matinee, freier Eintritt), 26.5. (P) 19.30 Uhr | Theater Oberhausen | theater-oberhausen.de

Peter Ortmann

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Challengers – Rivalen

Lesen Sie dazu auch:

Von der Straße ins Theater
„Multiversum“ am Theater Oberhausen – Prolog 04/24

Mackie im Rap-Gewand
„MC Messer“ am Theater Oberhausen – Tanz an der Ruhr 04/24

Vom Elvis zum Cowgirl
„The Legend of Georgia McBride“ am Theater Oberhausen – Prolog 02/24

„Die Geschichte wurde lange totgeschwiegen“
Ebru Tartıcı Borchers inszeniert „Serenade für Nadja“ am Theater Oberhausen – Premiere 01/24

Multiple Zukünfte, sinnlos zerstört
„Die Brücke von Mostar“ am Theater Oberhausen – Prolog 09/23

Antworten, die verschwiegen werden
„And now Hanau“ in einem Oberhausener Ratssaal – Prolog 09/23

Folgerichtiger Schritt
Urban Arts am Theater Oberhausen – Theater in NRW 08/23

Apokalyptische Symbole
„Der lange Schlaf“ in Oberhausen – Theater Ruhr 07/23

Disco und Diskurs
Festival am Theater in Oberhausen – Prolog 04/23

Im Tanzschritt mit der verlorenen Zeit
Probenbesuch von „Faster“ am Theater Oberhausen – Bühne 03/23

Wenn einem die Natur kommt
„Woyzeck“ am Theater Oberhausen – Auftritt 01/23

Tonight's the Night
Musikalische Silvester an den Theatern im Ruhrgebiet – Prolog 12/22

Bühne.

Hier erscheint die Aufforderung!