Persönliche Fürwörter haben was für sich. Insbesondere wenn es im Theater um die Hauptpersonen eines Stückes geht. Zuerst geht es dafür im Februar nach Bochum, wo die „Parzival“-Version des Schweizer Theaterschreibers Lukas Bärfuß Premiere hat. Der hat den ollen Schinken fürs Theater in Hannover auf Vordermann gebracht. In Hagen kämpft Norbert Hilchenbach mit der Multikulti-Zweiakt-Oper „Gegen die Wand“ und Ulrich Greb in Moers mit der bösen „unsichtbaren Hand“, die alles steuert.
Als die Macher von RUHR.2010 im Dezember Bilanz zogen, war ihr Resumee bis auf die Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg positiv. Mehr als 10 Millionen Besucher, das Ruhrgebiet als Kulturraum, Kooperationen der Städte, Stärkung der Ruhrmetropolen-Identität waren die Stichworte. Doch was hat RUHR.2010 eigentlich einem Theater wie dem in Oberhausen und seinem Intendanten Peter Carp gebracht?
Ob diejenigen, die im gerade vergangenen Kulturhauptstadtjahr 2010 für gute Stimmung gesorgt haben, auch selbst etwas von dem Kuchen abbekommen haben, bleibt die große Frage. Doch wie wir sie kennen, die Kabarettisten und Comedians aus dem Pott: Sie werden‘s verschmerzen. So leicht bringt man die Menschen im Ruhrgebiet nämlich nicht um ihren Humor.
Ehemalige unter sich – selbst zehn Jahre nach dem Abitur haben sich die alten Schulrituale erhalten. Das pubertäre Begrüßungsritual zweier Jungs; das Wer-sitzt-neben-Wem der Mädchen. Hinzugekommen sind die Polster an all den Problemzonen des Erwachsenseins. Fast sichtbar wachsen den sechs Schauspielern im Bochumer Theater unten die fleischfarbenen Ungetüme an Hüfte, Bauch und Po und machen die verstreichenden Jahrzehnte kenntlich.
Doch die Problemzonen, die Jan Neumanns neues Stück „Hochstapeln“ schildert, liegen woanders.
Die große Bühne des Schauspielhauses wird zum Ort eines der letzten Dortmunder Grubenunglücke, der Bühnenturm zum Schacht, in dem sich die Grubenwehr abseilt. Die Suche nach Überlebenden führt in die Tiefe der Zeit und zu Verschütteten, zu wahren und erfundenen Geschichten. Dortmunder Bürger und Schauspieler gehen auf Spurensuche...
Hinein ins neue Jahr 2011, das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen mit den Marginalien der Kultur. Dennoch dürfen im Ruhrgebiet die reichlich abgesessenen Theatersessel nicht leer bleiben, brauchen sie auch nicht. Die interessanten Inszenierungen der Möchtegern-Metropole gehen einfach weiter: In Essen finden wir uns bereits im Januar im Jahr 2525 wieder (kein Zufall: Das war 1969 ein böser Zager- und Evans-Hit). Warum erklärt die Rückblick-Story: Das Grillo-Theater und seine Umgebung wurden nämlich im Januar 2011 komplett zerstört.
Mit „Sad Songs“ geht’s ins neue Jahr. Beileibe kein Omen. Der Start in Essen war erfolgreich. Wenn auch die Fusion mit dem Theater Oberhausen erst einmal vom Tisch ist, wenn auch die wirtschaftliche Lage der Kommunen sich zu bessern scheint, leicht ist die Aufgabe von Christian Tombeil, dem eher stillen Arbeiter im Hintergrund, nicht.
Das Heim ist eine spiegelblanke Fläche. Henrik Ibsens Nora bewegt sich anmutig darauf. Wie ein kleines Kind geistert die dreifache Mutter im Pup - pen-Tutu tanzend übers Eis, nur ein stilisierter Weihnachtbaum ist ihre Bühnendeko. Am Heiligen Abend locken Geschenke für alle, Noras Mann ist schließlich befördert worden. Alles ist leicht, die Symphonie des Grauens kann beginnen.
Filipa ist eine Prinzessin. Genau wie man sie sich vorstellt. Mit Pluderhose, Stiefeln und einem etwas engen Jäckchen. Gerade liegt sie auf einem merkwürdigen Wägelchen und schläft, genießt ihre Freiheit in Filipanien – bis ihre Eltern kommen.
Das be- und verzaubernde Illusionstheater entsteht durch ein effektvolles Bühnenbild (Jan Steigert), bei dem Nebelschwaden zum Meeresrauschen werden und Leinwände eine verwunschene Unterwassertraumwelt auferstehen lassen, selbst ein schnöder Umbau wird zum Hingucker.
„Eine Welt, die aus den Fugen ist“
Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger über das Festival Shakespeare Inside Out in Neuss – Premiere 07/25
Der verhüllte Picasso
„Lamentos“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 07/25
Von Shakespeare bis Biene Maja
Sommertheater in NRW – Prolog 06/25
Tanz als Protest
„Borda“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 06/25
„Das Publikum ist verjüngt und vielfältig“
Opernintendant Heribert Germeshausen zum Wagner-Kosmos in Dortmund – Interview 06/25
„Da werden auch die großen Fragen der Welt gestellt“
Kirstin Hess vom Jungen Schauspiel Düsseldorf über das 41. Westwind Festival – Premiere 06/25
Morgenröte hinter KI-Clouds
Das Impulse Festival 2025 in Mülheim, Köln und Düsseldorf – Prolog 05/25
Das Vermächtnis bewahren
Eröffnung des Bochumer Fritz Bauer Forums – Bühne 05/25
Rock mit Käfern, Spiel mit Reifen
41. Westwind Festival in Düsseldorf – Festival 05/25
Von und für Kinder
„Peter Pan“ am Theater Hagen – Prolog 05/25
„Der Zweifel als politische Waffe“
Intendant Olaf Kröck über die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Premiere 05/25
Entmännlichung und Entfremdung
Festival Tanz NRW 2025 in Essen und anderen Städten – Tanz an der Ruhr 05/25
Von innerer Ruhe bis Endzeitstimmung
Die 50. Mülheimer Theatertagen – Prolog 04/25
Jenseits des männlichen Blicks
„Mother&Daughters“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 04/25
Gegen den ewigen Zweifel
Die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Prolog 04/25
„Kunst hat keine Farbe, Kunst ist Kunst“
Isabelle und Fabrice Tenembot vom Verein Afrikultur über das 4. Mboa-Festival in Dortmund – Interview 04/25
„Der Text hat viel mit heute zu tun“
Regisseurin Felicitas Brucker über „Trommeln in der Nacht“ am Bochumer Schauspielhaus – Premiere 04/25
Das gefährliche Leben von Kindern
„Blindekuh mit dem Tod“ am Jungen Schauspiel in Düsseldorf – Prolog 03/25
Baum der Heilung
„Umuko“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 03/25
Tanzen bis zum Umfallen
46. Duisburger Akzente – Festival 03/25
Kabarett, Cochem-Style
„Zu viele Emotionen“ von Anna Piechotta in Bottrop – Bühne 03/25
Gewinnen um jeden Preis?
„Alle spielen“ im Studio des Dortmunder Theaters – Prolog 03/25
„Ich liebe die Deutungsoffenheit“
Regisseur Roland Schwab über „Parsifal“ am Essener Aalto-Theater – Interview 03/25
„Die Kraft des Buchs besteht in der Aufarbeitung“
Bettina Engelhardt inszeniert Bettina Flitners Roman „Meine Schwester“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 03/25
Was wirklich in den Sternen steht
„Liv Strömquists Astrologie“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 02/25