Irgendwie scheint das Bühnenbild bekannt. Zumindest für den, der bereits Peter Carps Inszenierung der „Waisen“ von Dennis Kelly gesehen hat. Beide Stücke spielen im gleichen Bühnenbild, mit denselben Schauspielern. In beiden Stücken geht es um die Innenwelt und das „Da draußen“. Für die drei Schwestern, die nach dem Tod ihrer Eltern in der Provinz versauern, ist Moskau das gelobte Land, der Ort der Sehnsucht und der Träume. Ihr Vater musste als Kommandant die russische Hauptstadt mit seiner Kompanie verlassen, wurde in die Kleinstadt versetzt.
Als Helens Bruder Liam plötzlich blutüberströmt in ihrer Wohnung erscheint, weiß Helen sofort, dass sie ihm helfen wird. Schließlich ist er vorbestraft, und man wird ihm nicht glauben, dass er nur einem Verletzten helfen wollte. Doch Helens Mann Danny ist skeptisch. Muss man nicht die Polizei rufen? Und vor allem, muss man nicht dem Verletzten helfen, der noch irgendwo da draußen liegt?
Das Leben ist nicht einfach im Dörfchen Anatevka in der zaristischen Ukraine zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es sind überwiegend Juden, die im „Schtetl“ leben. Gegenüber ihren russischen Nachbarn grenzen sie sich ab. Die Angst vor Übergriffen ist groß und berechtigt.
Sie ist ein abgebrühter Serienstar, er ein abgekochter Kriegsberichterstatter. Was bleibt von Wahrheit, Schein und Existenz, wenn diese zwei als rivalisierende Medienprofis aufeinanderprallen? Der Film „Das Interview“ (NL, 2003) von Theo van Gogh hat die Theaterbühnen der Republik erreicht. 2006 wurde die Bühnenfassung uraufgeführt. Der Stoff drängte sich quasi auf. Er steht als Metapher für Macht, korrumpierte Haltungen und zunehmenden Realitätsverlust aller.
„Visitor Q“ ist der kontroverse Film des japani- schen Regisseurs Takashi Miike, in dem den Zuschauern/Voyeuren eine Familie am Abgrund präsentiert wird: inzestuöse Beziehungen, Ne- krophilie, Gewalt, Drogen, Prostitution und ein Vater, der diesen bizarren Verfall der bürgerlichen Werte mit der Kamera dokumentiert, um seiner Karriere als Fernsehproduzent auf die Sprünge zu helfen.
In den Zentren der Macht geht es nur scheinbar nobel zu. Kälte, wo Wärme sein sollte. Schmucklosigkeit, wo eigentlich Prachtvolles vermutet würde. Ein Tisch, ein wenig Obst, ab und an mal eine Zigarette. Geschäftsmäßig sehen die Räume aus, in denen die Mächtigen agieren.
Die Versuchsanordnung im Dortmunder Studio ist einfach. Zwei milchige Räume. Ein CD-Spieler. Eine Videoleinwand. Kamera. Beamer. Mikrophone. Zwei Schauspieler, die scheinbar um ihr Leben spielen, oder es längst verspielt haben. Einen DJ, wie vom Autor Iwan Wyrypajew vorgesehen, brauchen sie längst nicht. Sie ringen bereits um Sauerstoff, um Drogen, Sein und Schein, Logik und Abstrusitäten des Lebens. „Also raucht lieber Gras, esst Äpfel und trinkt Saft als besoffen vor dem Fernseher rumzuhängen“. So schreibt der russische Dramatiker aus dem Moskauer Underground, aber es passt wohl auf alle dekadenten westlichen Gesellschaften. Und das macht sein Stück „Sauerstoff“ seit 2004 zu einem Renner auf den europäischen Bühnen.
Was den Markt zum Wohle und Reichtum aller steuert, ist eine gespenstische Erscheinung: eine unsichtbare Hand, wie Adam Smith in seinem berühmt gewordenen Buch „Der Wohlstand der Nationen“ bereits Ende des 18. Jahrhunderts formulierte. Diese unsichtbare Hand lenkt, schaltet und waltet heute zunehmend unkontrollierter, ungezügelter, hemmungsloser.
Außenseiter haben immer ein schwieriges Leben. Die Gesellschaft schiebt sie an den Rand, grenzt sich von ihnen ab, weil sie anders sind, nonkonform, latent gefährlich für Ordnung, Besitzstand und Ideologie. Das ist in der Jugendkultur schon einmal kultiviert worden, als die Hippies zu Werbeträgern ganzer Branchen konvertiert wurden.
Wer auf Nummer Sicher gehen will, tourt vor seiner offiziellen Premiere durch die Lande, testet die Publikumsreaktionen und feilt hinterher an den Pointen. Einen hohen Aufmerksamkeitsfaktor erwirbt man sich überdies, indem man sein Gesicht beizeiten in Fernsehkameras hält. Genau das trifft auf Carolin Kebekus zu, deren Ruf als talentierte Nachwuchs-Komödiantin die Erwartungen in schwindelnde Höhen geschraubt hat.
„Eine Welt, die aus den Fugen ist“
Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger über das Festival Shakespeare Inside Out in Neuss – Premiere 07/25
Der verhüllte Picasso
„Lamentos“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 07/25
Von Shakespeare bis Biene Maja
Sommertheater in NRW – Prolog 06/25
Tanz als Protest
„Borda“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 06/25
„Das Publikum ist verjüngt und vielfältig“
Opernintendant Heribert Germeshausen zum Wagner-Kosmos in Dortmund – Interview 06/25
„Da werden auch die großen Fragen der Welt gestellt“
Kirstin Hess vom Jungen Schauspiel Düsseldorf über das 41. Westwind Festival – Premiere 06/25
Morgenröte hinter KI-Clouds
Das Impulse Festival 2025 in Mülheim, Köln und Düsseldorf – Prolog 05/25
Das Vermächtnis bewahren
Eröffnung des Bochumer Fritz Bauer Forums – Bühne 05/25
Rock mit Käfern, Spiel mit Reifen
41. Westwind Festival in Düsseldorf – Festival 05/25
Von und für Kinder
„Peter Pan“ am Theater Hagen – Prolog 05/25
„Der Zweifel als politische Waffe“
Intendant Olaf Kröck über die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Premiere 05/25
Entmännlichung und Entfremdung
Festival Tanz NRW 2025 in Essen und anderen Städten – Tanz an der Ruhr 05/25
Von innerer Ruhe bis Endzeitstimmung
Die 50. Mülheimer Theatertagen – Prolog 04/25
Jenseits des männlichen Blicks
„Mother&Daughters“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 04/25
Gegen den ewigen Zweifel
Die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Prolog 04/25
„Kunst hat keine Farbe, Kunst ist Kunst“
Isabelle und Fabrice Tenembot vom Verein Afrikultur über das 4. Mboa-Festival in Dortmund – Interview 04/25
„Der Text hat viel mit heute zu tun“
Regisseurin Felicitas Brucker über „Trommeln in der Nacht“ am Bochumer Schauspielhaus – Premiere 04/25
Das gefährliche Leben von Kindern
„Blindekuh mit dem Tod“ am Jungen Schauspiel in Düsseldorf – Prolog 03/25
Baum der Heilung
„Umuko“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 03/25
Tanzen bis zum Umfallen
46. Duisburger Akzente – Festival 03/25
Kabarett, Cochem-Style
„Zu viele Emotionen“ von Anna Piechotta in Bottrop – Bühne 03/25
Gewinnen um jeden Preis?
„Alle spielen“ im Studio des Dortmunder Theaters – Prolog 03/25
„Ich liebe die Deutungsoffenheit“
Regisseur Roland Schwab über „Parsifal“ am Essener Aalto-Theater – Interview 03/25
„Die Kraft des Buchs besteht in der Aufarbeitung“
Bettina Engelhardt inszeniert Bettina Flitners Roman „Meine Schwester“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 03/25
Was wirklich in den Sternen steht
„Liv Strömquists Astrologie“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 02/25