„Biedermann und die Brandstifter" – zeitgeistiger könnte ein Titel kaum sein, in einem Jahr, in der die Piefigkeit der 50er und zeitloser Rassismus Hand in Hand in den Bundestag marschieren werden. Tatsächlich stammt das Stück von 1953 und aus der Feder von Max Frisch („Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen") und die Hauptfiguren heißen nicht Frauke und Bernd, sondern Gottlieb und Babette Biedermann. Und ihre größte Sorge sind keine Wahnvorstellungen, sondern ein alter Arbeitsloser in Wohnungsnot. Und dann noch einer. Und dann geht es doch um die Unsicherheit, ob den neuen Gästen zu trauen ist. Hasko Weber inszeniert Frischs „Lehrstück ohne Lehre" im Schauspielhaus Bochum, am Samstag (21.1.) feierte das Stück Premiere. Diese Woche ist das Stück wieder am Donnerstag (26.1.) zu sehen.
Von der Nachkriegszeit, aus der Frisch heraus schreibt, eine schlichte Parallele zu heute zu ziehen, greift freilich zu kurz: als Warnung vor dem „realen" Kommunismus, Durcharbeit der Nazi-Machtübernahme, sogar als Parabel zur Atombombe wurde Frischs Werk schon gedeutet. Für einen Theaterregisseur dürfte solch ein facettenreiches Stück ein Geschenk sein – und fürs Publikum bleibt es spannend, ob und wenn ja wie zeitgeistig der gute Geist der 50er Jahre in Szene gesetzt wird.
„Biedermann und die Brandstifter" | R: Hasko Weber mit Martin Horn,
Veronika Nickl u.a. | Schauspielhaus Bochum | Do 26.1., Sa
28.1., Do 2.2., Mi 15.2., Sa 25.2. je 19.30 Uhr | www.schauspielhausbochum.de
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