Leder. Rocker. Blut und Macht. Im Dortmunder Schauspielhaus findet mal wieder ein Shakespearsches Schlachtengetümmel statt, die altbewährte Auseinandersetzung zwischen dem fetzigen Macbeth und dem zufälligen Rest der kleinen, damaligen Welt. Der Schauspieler und Regisseur Peter Jordan (Kommissar Uwe Kohnau im „Tatort“) setzt bei seiner ersten Inszenierung in seiner Heimatstadt auf die Bearbeitung von Heiner Müller und auf ein ungewöhnliches Bühnenbild.
Der Verlust an Kultur ist traurig. „25 Sad Songs“ heißt deshalb die Revue, die Thomas Krupa und Ari Benjamin Meyers am Essener Grillo in Szene gesetzt haben. Und der Begriff trifft die Inszenierung genau. Zwei Stunden lang fordert die Titelauswahl aus rund einem Jahrhundert Musikgeschichte die Zuschauer. Lache Bajazzo (Ruggero Leoncavallo 1892), erfreue dich am Verlust, die ersten älteren Semester gingen bei „Once in a Lifetime“ (1981) von den Talking Heads, so ist das bei der Silberhaarfraktion. Alles ist sterblich und die Zeit wird knapp, auch fürs Theater.
Parzival trifft keine Schuld. Der spätere Ritter und Retter lebt noch mega-behütet bei seiner Mama Herzeloyde im Wald. Ritterspiele, Turniere und rohes Minnespiel sind gerade en vogue am Hofe von Artus und seinen Recken. Was liegt also näher als die Studenten der Folkwang Universität der Künste die „Parzival“-Fassung des Schweizer Autors Lukas Bärfuss studieren zu lassen.
Ein tolles Jahr irgendwann in den 1930ern. Kultur wird groß geschrieben. Selbst in der bereits bräunlichen Provinz, wo der Musikverein Walhalla einen konzertanten Ring erwartet. Die Kneipen-Bühne in Wippelsdorf ist bereit für einen Wagnerabend, mitten darauf sitzt ein riesiger Operetten-Schwan. Pech für Adele Würmeling und Herwarth Moksch, die beiden sind trotz Auftrittsverbot durch die Nazis und nur aufgrund einer Fehlbuchung ihrer Agentur hier.
Wie war das noch mit Siegfried? Wer tötet ihn und warum? Und welche Rolle spielt Kriemhild dabei? Wer sich über solche Fragen Gedanken macht, bevor er „Siegfrieds Tod, Nibelungen II“ in der Rottstr. 5 in Bochum sieht, wird schnell merken, dass das unnötig ist.
Es hätte alles so schön sein können: Kasimir und Karoline besuchen das Oktoberfest. Kasimir hat allerdings seinen Job als Chauffeur verloren und prophezeit seiner Liebsten verbittert, dass sie ihn deswegen verlassen wird. Karoline ist enttäuscht, denn „eine gute Frau steht zu ihrem Mann“. Vielleicht wäre an dieser Stelle alles ganz simpel mit einer Entschuldigung zu lösen gewesen, doch entspräche das nicht der bösen Klugheit Ödön von Horváths.
Mit einem guten Titel lässt sich so manch schwaches Stück ans Publikum bringen. Dass sich aber starkes Tanztheater hinter einem blassen Etikett verbirgt, kommt eher selten vor. Die Ballettcompagnie des Hagener Theaters macht es gerade vor. „drei-mal-tanz“ lautet der denkbar schlichte Titel des neuen Ballettabends, hinter dem sich keineswegs ein Lückenfüller, sondern drei kurzweilige und mitreißende Choreographien voller Ideen und Energie verbergen.
Gegen das Carmen-Klischee gibt es kaum ein Mittel. Georges Bizets berühmte Oper mit ihren Hits kennt jeder und ihre Titelfigur ist längst zur kitschigen Allegorie
Weihnachten 1989. Das kommunistische Regime in Rumänien gerät ins Wanken. In Sibiu/Hermannstadt in Siebenbürgen fallen über 90 tödliche Schüsse. Ceauşescu flieht, wird gefangen und exekutiert. Für die Rumäniendeutschen winkt die Verlockung der Freiheit – Deutschland. Auch Hans treibt es auf die Straßen in Sibiu/Hermannstadt.
Wer es beim Theatergang mal richtig geballt haben will und auf die ganz große Qualität nicht verzichten will, der verzehrt jahrein, jahraus an der Ruhr sieben Schauspiele auf einen Streich. Die „Stücke“, der renommierte Bühnenstreit um den heiß begehrten, mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Theaterpreis werfen ihre Vorverkaufsschatten voraus.
Schnöde Technik oder Magie?
„Oracle“ bei der Ruhrtriennale – Prolog 07/25
„Eine Welt, die aus den Fugen ist“
Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger über das Festival Shakespeare Inside Out in Neuss – Premiere 07/25
Der verhüllte Picasso
„Lamentos“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 07/25
Von Shakespeare bis Biene Maja
Sommertheater in NRW – Prolog 06/25
„Da werden auch die großen Fragen der Welt gestellt“
Kirstin Hess vom Jungen Schauspiel Düsseldorf über das 41. Westwind Festival – Premiere 06/25
„Das Publikum ist verjüngt und vielfältig“
Opernintendant Heribert Germeshausen zum Wagner-Kosmos in Dortmund – Interview 06/25
Tanz als Protest
„Borda“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 06/25
Morgenröte hinter KI-Clouds
Das Impulse Festival 2025 in Mülheim, Köln und Düsseldorf – Prolog 05/25
Rock mit Käfern, Spiel mit Reifen
41. Westwind Festival in Düsseldorf – Festival 05/25
Das Vermächtnis bewahren
Eröffnung des Bochumer Fritz Bauer Forums – Bühne 05/25
Von und für Kinder
„Peter Pan“ am Theater Hagen – Prolog 05/25
„Der Zweifel als politische Waffe“
Intendant Olaf Kröck über die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Premiere 05/25
Entmännlichung und Entfremdung
Festival Tanz NRW 2025 in Essen und anderen Städten – Tanz an der Ruhr 05/25
Jenseits des männlichen Blicks
„Mother&Daughters“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 04/25
Von innerer Ruhe bis Endzeitstimmung
Die 50. Mülheimer Theatertagen – Prolog 04/25
Gegen den ewigen Zweifel
Die Ruhrfestspiele 2025 in Recklinghausen – Prolog 04/25
„Kunst hat keine Farbe, Kunst ist Kunst“
Isabelle und Fabrice Tenembot vom Verein Afrikultur über das 4. Mboa-Festival in Dortmund – Interview 04/25
„Der Text hat viel mit heute zu tun“
Regisseurin Felicitas Brucker über „Trommeln in der Nacht“ am Bochumer Schauspielhaus – Premiere 04/25
Das gefährliche Leben von Kindern
„Blindekuh mit dem Tod“ am Jungen Schauspiel in Düsseldorf – Prolog 03/25
Baum der Heilung
„Umuko“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 03/25
Gewinnen um jeden Preis?
„Alle spielen“ im Studio des Dortmunder Theaters – Prolog 03/25
Kabarett, Cochem-Style
„Zu viele Emotionen“ von Anna Piechotta in Bottrop – Bühne 03/25
Tanzen bis zum Umfallen
46. Duisburger Akzente – Festival 03/25
„Die Kraft des Buchs besteht in der Aufarbeitung“
Bettina Engelhardt inszeniert Bettina Flitners Roman „Meine Schwester“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 03/25
„Ich liebe die Deutungsoffenheit“
Regisseur Roland Schwab über „Parsifal“ am Essener Aalto-Theater – Interview 03/25