Linien aus weißer Kreide irritieren die BürgerInnen oder machen sie neugierig. Sie fragen nach und sprechen mit dem Künstler Bart Lodewijks. Denn der Niederländer durchschreitet den Stadtraum mit einer Art Lineal, oft sogar mit einer Leiter, um an den Wänden die Kreide-Zeichen anzubringen. Wie er sich darüber mit PassantInnen unterhält, das zeigt ein Video an diesem Abend, der feierlichen Eröffnung der diesjährigen BoBiennale in den Rottstr5-Kunsthallen.
Zur Vernissage des zehntägigen Festivals der freien Szene Bochum erschienen lokale Gäste aus Kultur und Politik. Sie sahen dort Maria Wolf und Helge Salnikau, die in eleganter Abendgarderobe auf einem kleinen Holzgerüst durch den Abend moderierten und mit ihrer Hommage an das Opern-Pärchen Waldorf und Statler aus der Sesamstraße so manche illustren Gäste und VeranstalterInnen der BoBiennale ironisch auf die Schippe nahmen.
Den musikalischen Part übernahm Eva Kurowski, die mit ihrer Band Jazz-Chansons spielte. 200 KünstlerInnen und 80 verschiedene Locations warten bis zum 23. Juni auf das Publikum. Und die verschiedenen Produktionen aus Bereichen wie der Bildenden Kunst, Performance, Theater, Literatur oder Performances erstrecken sich auf alle Winkel der Stadt: in den Straßen und in den Leerständen, auf den Dächern und natürlich an den Wänden. Lokale und internationale KünstlerInnen sollen die Stadt Bochum in ein großes Environment verwandeln.
Und wie zeitgenössische Kunst auch an den vier Wänden im Innenraum aussehen kann, das demonstrierten bereits bei der Eröffnung storylab kiU, ein Forschungsprojekt der Fachhochschule Dortmund. In ihren Installationen verwenden die AbsolventInnen des Fachbereichs Design neue Technologien der Virtual- und der Augmented Reality. So auch in dem aktuellen Projekt „Wrong Side of the Tracks“, mit dem sie an diesem Eröffnungsabend Projektionen an die Innenwände der Rottstr5-Kunsthalle werfen.
Und natürlich wurde auch der bereits erwähnte Bart Lodewijks vorgestellt. Seine zeitgenössische Kunst probte der Niederländer bereits in Metropolen wie Glasgow, Porto oder Liverpool. In diesen tauchen seine Markenzeichen aus Kreide in Bochum auf. Während des zehntägigen Festivals teilt Lodewijks Fotos seiner Zeichen auf Instagram, wo er das Projekt interaktiv begleitet. Wie lange die Kreide-Zeichen an den Wänden bleiben, ist natürlich ungewiss. Ein Regenschauer reicht schon aus. Doch das ändert nichts an Lodewijks Einbeziehung und Austausch mit den BürgerInnen.
BoBiennale | bis zum 23.6. | www.bobiennale.de
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