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Bühne zum Vormerken für den Dezember: das Theater Oberhausen
Foto: Presse

2 Klassiker und 1 Durchhalteparole

02. November 2010

Am besten man geht zu allen drei Produktionen

Es ist nicht immer leicht, sich die herannahenden ‚Pflichttermine‘ am Theater zu merken. Wenn man allzu gerne die Premiere sehen will, ist die meist schon vorbei, wenn man sich an das Stück, den ungewöhnlichen Inhalt oder den beliebten Schauspieler, der darin mitwirkt, erinnert. Insbesondere in der Adventzeit kann ein Schauspielhausbesuch zu Stress im Terminkalender führen; was ist da nicht alles noch vorzubereiten, wenn das Fest der Feste am rötlichen Horizont auftaucht, wo das Christkind die Plätzchen backt, man selber aber noch nicht einmal die Zutaten im Haus hat. Hier also die Pflichttermine im Dezember. Zur kommenden Befindlichkeit stellt Goethes „Faust“ seit 1808 die großen letzten Fragen nach Gut und Böse, nach dem Wesen der Religion, nach Wahrheit, Grund und Sinn des Menschseins und nach Liebe: „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst“. Ja klar. Gott im ersten Teil. Deutsche humanistische Bildung. Kein Problem. Aber was passiert im zweiten Teil? Na? Kommt nicht so oft auf die Bühne. Und wenn das ein Türke inszeniert? Kennen die Moslems den ollen Goethe überhaupt? Am Bochumer Schauspielhaus verbindet der Istanbuler Regisseur Mahir Günsiray auch noch gleich mal beide Teile. Plötzlich ist es nicht auszuschließen, dass sein „Faust“ auf einmal ganz andere Fragen hat oder andere Antworten auf die bekannte Frage findet, was die Welt denn nun im Innersten zusammenhält.
Mister Peachum hat das bei Bertolt Brecht schon immer gewusst, hat ein raffiniertes Geschäftsmodell entwickelt, bei dem er Arme zu Krüppeln kostümierte, weil dann der Euro richtig rollte. Dumm nur, dass sein Alter Ego auf der kriminellen Straßenseite (oder ist es die gleiche) seine Tochter becirct und die auch noch heiratet. Der Haifisch putzt sich nicht einmal die Zähne, wenn das Gemetzel mit den bekannten Gassenhauern am Dortmunder Schauspielhaus losgeht. Gehen Sie vor dem Pflichtbesuch ruhig noch mal ins Restaurant, Sie wissen doch: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Ob Paul Wallfisch, Musikalischer Direktor in Dortmund und eigentlich Rocker, wieder mit auf der Bühne steht (siehe Woyzeck), ist noch nicht bekannt, aber er hat die musikalische Leitung bei diesem Bühnen-Evergreen. Wie lange die Theater noch durchhalten? Die Zuschauer haben für die Zukunft den Schlüssel in der Hand – mit etwas mehr als drei Groschen.
Oberhausen geht den sportmedizinischen Weg. Hier will die Regisseurin Angela Richter in ihrem heiter lustvollen „Doping“-Theaterprojekt für das Ruhrgebiet den Kulturabbau und die Finanzmisere mit Figuren aus anderen Epochen und Gesellschaften untersuchen und bekämpfen. Mit Textvorlagen von Shakespeares „Timon von Athen“ bis Cormac McCarthys „Die Straße“ wird sie die Krise der Städte als morbides Spiel zeigen und Hoffnung schöpfen aus dem Verfall. „Liebe Deinen Untergang!“ ist Theater, um die verschütteten Selbstheilungskräfte zu erneuern. Und erinnern wir uns: Das Ruhrgebiet war einst Financier des Wiederaufbaus der Bayerischen Staatsoper in München. Ach, das wussten Sie gar nicht?


Faust, Premiere: Sa, 4.12. I Schauspielhaus Bochum
Dreigroschenoper, Premiere: Fr, 3.12. I Schauspiel Dortmund
Liebe Deinen Untergang, Premiere: Fr, 3.12. I Theater Oberhausen

Peter Ortmann

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