In dem hohen, lichtdurchfluteten Raum mit Industriecharme in Halle 8 der Zeche Zollverein befindet sich die sorgfältig kuratierte Ausstellung von sechzehn Objekten aus der Gedenkstätte Yad Vashem. Die namensgebenden Objekte sind Alltagsgegenstände, die in kleinen Vitrinen quer durch den Raum verteilt sind und trotz des Plexiglases eine enorme Nähe zu den Betrachtenden ausstrahlen.
Unter ihnen befinden sich ein kleiner Kinderbackofen aus Keramik mit Töpfen, ein selbst gezimmerter Thoraschrein, eine Aktentasche, ein Brief, ein Korb zur Aufbewahrung von Matzenbrot und ein Poesiealbum. Diese Gegenstände sind Alltagsgegenstände, die zugleich Teil der Geschichte des 20. Jahrhunderts geworden sind. Sie gehörten Juden, die sie durch Flucht, Exil oder die Ghettos und Vernichtungslager des Dritten Reichs nach Israel gerettet haben. Somit führen sie sowohl die kollektive Erinnerung an den Zivilisationsbruch als auch die individuelle Erinnerung an ermordete Familienmitglieder mit sich.
Diese doppelte Erinnerung spiegelt sich in der Verdopplung der Bedeutung der Gegenstände durch die Präsentationsweise wieder: Die Displays sind L-förmig gestaltet, wobei sich das Objekt auf einer Seite befindet und das Schild mit Geschichte und Stifter:in auf der anderen Seite senkrecht befestigt ist. Um das Schild zu lesen, muss man einen kleinen warmbeigen Vorhang umrunden: Für die Betrachtenden wird spürbar, dass er zugleich einfache Alltagsgegenstände und geschichtsträchtige Objekte vor sich hat.
Zu jedem Objekt gehört nicht nur das Hinweisschild und der Displayaufbau mit Vorhang, sondern auch ein Foto des Hauses, in dem die ehemaligen Besitzer:innen gelebt haben. Große, gebogene Fotoaufsteller zeigen es, nicht wie die ehemaligen Bewohner:innen es kannten, sondern wie es heute aussieht. Dabei wird eine Verschränkung zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschaffen – ein doppeltes physisches Erinnern, das durch Objekt und Ort anschaulich wird.
„Sechzehn Objekte“ ist ein Projekt des Freundeskreises Yad Vashem e.V. und der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, welche die Objekte als Leihgabe stellt. Die Ausstellung ist bis zum 25. Mai in der Zeche Zollverein zu sehen, der Eintritt ist kostenlos, jedoch sind Spenden an den Freundeskreis willkommen.
Sechzehn Objekte – Eine Ausstellung zu siebzig Jahren Yad Vashem | bis 25.5. | Zeche Zollverein Essen | www.zollverein.de
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