Sie fuhren kreuz und quer durchs Ruhrgebiet und bedachten sieben Städte mit sieben Alben: Die „Truck Tracks Ruhr“, deren letztes Album Anfang April in Essen gespielt worden ist, sind nun auch für all jene zu erleben, die zuvor nicht in der Lage waren, in die fahrenden Trucks zu steigen und den eigens konzipierten Hörspielen zu lauschen. Mit „Truck Tracks Ruhr – The Compilation“ haben die Filmemacher Ulrike Franke und Michael Loeken eine visuell-auditive Dokumentation entstehen lassen, die noch einmal von den Städten Oberhausen, Recklinghausen, Duisburg, Dortmund, Mülheim, Bochum und Essen erzählt. In der futuristisch anmutenden Mischanlage auf Zollverein erlebt jede Stadt ihr eigenes Medley, ihre eigene Sammlung aus Erlebnissen und Momenten. Mehr als 300 Minuten umfassen die Filmaufnahmen, die das Duo im letzten Jahr sammelte und die nun, in Zusammenarbeit mit Rimini Protokoll und Urbane Künste Ruhr, auf sieben Leinwänden eine finale Komposition finden. Die erzählt vom Alltäglichen und Besonderen, von Stillstand und Bewegung, von der Nacht und vom Tag, nicht zuletzt vom Geräusch und der Stille, die jedes Album gleichermaßen begleiten. Zeitgleich geschaltet, fährt immer wieder der schwarze Vorhang über die Leinwände, die die 10x2,5m große Glasfront der „Truck Tracks“ in der Mischhalle imitieren. Wie Fenster, die in verschiedene Welten blicken und doch von einer gemeinsamen Geschichte erzählen, lassen sie nichts anderes als die frontale Kontemplation des Gegenübers zu. Dennoch sind es etliche Perspektiven, die dieses Beobachtungsfortbewegungsmittel dank seiner Hörspiele bereithält. Der Auswahl der Kuratoren ausgeliefert, genießt der Betrachter zugleich das Privileg, in urbane Mikrosysteme einzutauchen. Durch die Darbietung aller sieben Alben an einem einzigen Ort wird so in der ehemaligen Mischanlage auf Zollverein geradezu symbolisch eine neue Narrative geformt, die den Mythos Ruhrgebiet mal beschwört, um ihn im nächsten Moment eindrucksvoll und ohne Aufschrei zu dekonstruieren.
„Truck Tracks Ruhr – The Compilation“ | bis 30.9. | Zeche Zollverein Essen | www.trucktracksruhr.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Die Verbindung von proletarischer Kultur und Hiphop ist ziemlich stark“
Der Künstlerische Leiter Fabian Lasarzik über Renegades „Chromeschwarz“ – Premiere 07/23
Gegenständliche Erinnerung
„Sechzehn Objekte“ in Essen – Kunst 04/23
Spielen und Debattieren
Next Level Festival in Essen – Festival 11/22
Ernüchterung nach der Paartherapie RUHR.2010
Diskussionspanel auf Zollverein: „War da was? RUHR.2010 und die Folgen“ – Spezial 01/20
Krönung des kulturellen Kapitals
14. Europäischer Kulturmarken-Award am 7.11. auf Zollverein – Spezial 11/19
Gemeinsam kämpfen und feiern
„Feminist Futures“-Festival in Essen – Spezial 09/19
Vor allem erschüttern
Die Ruhrtriennale feiert mit Monteverdi Geburtstag – Klassik an der Ruhr 08/17
Perspektivwechsel
„Truck Tracks Ruhr #5“ von Rimini Protokoll im Ringlokschuppen Mülheim – Ruhrkunst 12/16
Neue Blicke auf scheinbar Vertrautes
Bühnen-Vorschau: Farah weint in Bochum, Trucks fahren durch Dortmund
Warum so ernst?
Saisonauftakt des Folkwang Kammerorchesters am 16./17.9. auf Zeche Zollverein
Sieben mal sieben mal sieben
Mit „Truck Tracks Ruhr“ durchs Ruhrgebiet – das Besondere 04/16
Es leuchtete damals nur die Westfalenhütte
Arbeiter-Fotograf Erich Grisar auf Zeche Zollverein in Essen – Kunstwandel 04/16
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24