Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27

12.579 Beiträge zu
3.805 Filmen im Forum

Bernhard Glose in „Ich, Antonin Artaud – Le Mômo“
Foto: Franziska Götzen

Trance durch Kunst

31. Oktober 2023

Die Reihe Rausch 2 in Mülheim a.d. Ruhr – Theater Ruhr 11/23

In der Verbindung von Traum und Rausch in der attischen Tragödie sieht Friedrich Nietzsche das erste Beispiel wahrer Kunst. Der Philosoph legte nahe, dass es nach wie vor sinnvoll sein kann, sich dieser Trance hinzugeben: „Unter dem Zauber des Dionysischenschließt sich nicht nur der Bund zwischen Mensch und Mensch wieder zusammen: auch die entfremdete, feindliche oder unterjochte Natur feiert wieder ihr Versöhnungsfest mir ihrem verlorenen Sohne, dem Menschen.“

Wer es wagen will: Das Theater Ruhr eröffnet den zweiten Teil der Rausch-Reihe. Vom 3.11. bis zum 19.11. geht es in Theatervorstellungen, Performances, Kunstinstallationen sowie Partys und Lesungen um Bewusstseinsveränderung durch Kunst. Direkt am Eröffnungstag unternimmt das Regie-Duo aus Amal Omran und Ossama Mohammed einen „Versuch über rituelle Tranceerfahrungen der Liebe“, wie es im Untertitel heißt. In „Shağaf / Singing Hearts“ adaptieren beide die Hadra, ein Ritual der Sufi-Gläubigen, als moderne Gemeinschaftserfahrung, in der sie sich zu den Rhythmen des Kosmos sowie im Einklang mit Jahreszeiten und Lebensprozessen bewegen. Es winken eine Entgrenzung des Ichs und das Einswerden mit dem Göttlichen als universelle Liebe.

Profaner klingtdagegen die theatrale Techno-Party, zuder Regisseur Gordon Kämmerer in „State of Euphoria“ einlädt. Oder stehen die Gestalten der Nacht, die in Clubs oder auf Raves neben anderen zappeln,den ursprünglichen Bacchanalien dochnäher als erwartet? Dass Rauschzustände ebenso im religiösen und regressiven Kontext zu verorten sind, das behandeln verschiedene Diskussionsformate am Theater an der Ruhr. Während Roberto Ciulli, Gründer und bis 2021 künstlerischer Leiter des Hauses, in „Ich, Antonin Artaud“einen der wichtigstenVertreter einer ekstatischen Ästhetik würdigt.

Einen weiteren Klassiker der jüngsten Theatergeschichte rücken KGI – Büro für nicht übertragbare Angelegenheiten vor die Virtual Reality-Brillen: Thomas Bernhards „Heldenplatz“. Das Stück, 1988 uraufgeführt anlässlich des 50. Jahrestags der österreichischen Annexion 1938, befasst sich mit dem Antisemitismus und Nationalismus im Land. Die Folge: Die Premiere konnte damals nur unter Polizeischutz stattfinden, da das rechte Establishment zu Gewalt und Boykott aufrief.

Rausch 2 | 3.11. - 19.11 | Theater an der Ruhr, Mülheim a.d. Ruhr | 0208 599 01 88 

Benjamin Trilling

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Der Buchspazierer

Lesen Sie dazu auch:

Rule Britannia, Britannia rules…
„Pornographie“ in Moerser Kapelle – Theater Ruhr 02/16

Dramatische Bestenliste
Das „Stücke“-Festival in Mülheim – Theater Ruhr 06/13

Ewige Rotation ums Glück
Tolstois „Anna Karenina“ im Bochumer Prinz Regent Theater – Theater Ruhr 06/13

Raum und Identität
Auftakt von Impulse 2013 – Theater Ruhr 06/13

Ultimativ vollständig
„Dreigroschenoper“ in Hagen – Theater Ruhr 06/13

Easy Rider auf Koks
„Hopper“ in der Rotunde Bochum – Theater Ruhr 06/13

Hinter jeder Tür ist es erst einmal dunkel
kainkollektiv mit Klaus Händls „Dunkel lockende Welt“ im ehemaligen Moerser Rathaus – Theater Ruhr 06/13

Theater Ruhr.

Hier erscheint die Aufforderung!