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Angelika J. Trojnarski, Kondratjew, 2013, Papier, Öl/Lw, 240 x 300 cm, © A.J. Trojnarski

Orte der Malerei

26. September 2013

A.J. Trojnarski in der Neuen Galerie Gladbeck – Ruhrkunst 10/13

Angelika Trojnarski gehört zu den interessantesten Künstlern ihrer Generation. Sie ist Malerin, aber Malerei ist nur eines der Medien, in denen sie arbeitet. Sie baut skulpturale Konstruktionen, fotografiert, erstellt Collagen und zeigt Bildprojektionen. Durchgängig handeln ihre Motive von Vergänglichkeit und Zerstörung, von den Spuren nach einer Katastrophe, die selbst verschuldet ist.

Die Orte ihrer Fotografien sind verwaist und leer geräumt. Ihre Skulpturen stellen im modellhaften Maßstab Haus- oder Schiffsreste aus Holzresten dar. Und dann die Malereien: Von der Achterbahn eines Vergnügungsparks steht nur noch ein Skelett aus Verstrebungen; Bauwagen und Häuser wirken vernutzt in einer unwirtlichen Landschaft. Augenblicklich erhalten die Sujets symbolhafte Züge. Ein organisch geschwungener Schiffsrumpf lässt etwa an einen Drachen denken. Die Farben dieser Bilder sind fahl, verhalten sich oft zwischen Beige und Braun, die Buntheit scheint diesen Malereien mit kontrolliert heftigen Pinselhieben ausgetrieben. Menschen halten sich an den Orten dieser Malerei nicht auf. Aber die Konstruktionen weisen auf sie als Erbauer und signalisieren oft einen Fortschritt, der seine Grenzen erreicht hat und kollabiert ist.

Die Ausstellung in Gladbeck, die neben ganz neuen Malereien eine Skulptur und eine Diaprojektion umfasst, formuliert energisch die Vorbehalte gegen eine unkontrollierte Forschung. In ihrem Ausstellungstitel verweist die 1979 geborene Meisterschülerin der Kunstakademie Düsseldorf auf einen archaischen Mythos von fürchterlichen Kreaturen, vor denen man Angst haben muss – der technische Fortschritt ist nun das Monster heutiger Tage. Für ihre Malerei ziemlich neu ist das Entleerte des Bildgrundes. Im Bildzentrum „schwebt“ das Motiv und wirkt hier wie ein Emblem. Einzelne Farbsetzungen, etwa ein lichtes Grün, sind transparent wie Kristalle und tragen doch etwas Aggressives. Vergangenheit und Zukunft, Ursprung und Utopie, Natur und technoide Künstlichkeit: Das sind die Pole, die Angelika Trojnarski zusammenführt, und zwar für den heutigen Tag, in der Gegenwart.

„Angelika J. Trojnarski – HC SVNT DRACONES“ I bis 1. November I Neue Galerie Gladbeck I www.neue-galerie-gladbeck.de

THOMAS HIRSCH

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