Für ZERO war das Jahr 2015 bemerkenswert. Im Jahr Eins nach dem Tod von Otto Piene, dem Gründungsmitglied und Theoretiker dieser Avantgarde-Bewegung der 1960er Jahre, tourte die gegenstandsfreie, auf Licht, Raster und Reflexion basierende Kunst durch die Museen. Zugleich fanden Einzelausstellungen ihrer Protagonisten statt. Neben Piene sind dies Günther Uecker und Heinz Mack. Otto Pienes Lichtballett und seine flackernden Wände sind immer wieder ein Erlebnis, man kann sich an ihnen süchtig sehen. Und Günther Ueckers vibrierende Nagelakkumulationen besitzen einen hohen Wiedererkennungswert.
Heinz Mack nun war zuletzt mit einer 9-teiligen Gruppe aus hohen Stelen, die mit hunderttausenden Goldflächen überzogen sind, in Venedig und Istanbul erfolgreich. Die Stele gehört zu den „Urformen“ seines gesamten Werkes. Zunächst erstellte er sie als Solitär aus Stein und betonte so, noch im Aufragenden gen Sonne, die Verbundenheit mit natürlichen Prozessen und der Schöpfung. Aber Mack, der seit Jahrzehnten zwischen Mönchengladbach und Ibiza pendelt, arbeitet mit jedem Medium. Dies wurde erst recht anlässlich der Ausstellungen zu seinem 80. Geburtstag 2011 deutlich, als sich die Museen einzelnen Disziplinen widmeten: der Objektkunst mit den Projekten in der Sahara und in polaren Gegenden in Bonn; den Zeichnungen und Aquarelle hin zu den Malereien in Düsseldorf; den vibrierenden, Licht reflektierende Lamellen im Windstrom in Mönchengladbach. 2012 erhielt Heinz Mack den Preis der Kulturstiftung Dortmund, begleitet von einer Ausstellung im dortigen Museum Ostwall, die sich seinen utopischen Naturprojekten zuwandte und betonte, dass Mack zunächst einmal ein Ideenkünstler sei. Dies ist nun auch der Ansatz der aktuellen Ausstellung im Museum Küppersmühle.
Die Duisburger Ausstellung thematisiert die zentrale Rolle des Lichts für Macks Werk seit den 1950er Jahren und stellt dazu Bilder und Objekte aus allen Phasen vor. Sie führt – essentiell für Mack – die Spektralfarben auf das Licht zurück und zeigt, wie er daraus eine Farbmalerei ableitet, ja, wie die Farbe Einzug in sein Werk gehalten hat und heute „Baustein“ seiner Kunst ist. Der zentrale Ausstellungssaal leuchtet und lockt mit der Attraktivität der lichten Flächen. Immer sind die Gemälde ungegenständlich, die Farben sind geometrisch gegliedert. Sie vermitteln die Erfahrung von Nordafrika und vom Nahen Osten. Sie lassen das dortige Tageslicht und den pastellfarbenen Putz der Wände ahnen. Die Ränder der aufeinanderstoßenden Farbflächen zerfasern, partiell lassen sie die Helligkeit des Bildgrundes durchscheinen – das ist der Moment der größten Vibration und des Lichts als Träger von Emotionen.
Anschließend stellt Heinz Mack die Ruhe wieder her. Der nachfolgende Raum besteht aus schwarzen Arbeiten, die noch Schattierungen aufweisen und das Malerische als Handlung demonstrieren. Darauf folgt Weiß (im Besonderen mit einem Feld aus Stelen), ehe Scheiben und Lamellen innerhalb von Objektkästen kreisen und doch in völliger Stille sind. Dieser Raum bildet das innere, noch alles antreibende Zentrum der Ausstellung. Wie ein Puzzlespiel fügt sich in dieser Ausstellung eines zum anderen. Diese schließt furios mit dem „Raum für Apollo“, der mit seinen Säulen in flockigem Auftrag farbig bemalt ist. Das ist alles: Hier ist nichts außer den Farben an den Wandstücken und auf dem Boden. Im Begehen ist der Betrachter von diesen monochromen, miteinander korrespondierenden Flächen umfangen. Natürlich spielt der Titel auf die antike Mythologie an, aber auch auf die Geschichte der Weltraumfahrt. Traum und Utopie berühren sich hier mit der Sinnlichkeit – genauso begann es mit ZERO vor sechs Jahrzehnten. So nah liegen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beieinander.
„Mack. Apollo in meinem Atelier“ | bis 31.1. | Museum Küppersmühle in Duisburg | 0203 30 19 48 10
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