Gar nicht weit entfernt von Duisburg, im Museumsquartier Hagen, gibt es ein eigenes Museum für Emil Schumacher, den Sohn der Stadt. Und doch macht die große Retrospektive, die derzeit in der Küppersmühle für diesen wichtigen abstrakt expressiven Maler ausgerichtet wird, Sinn. Sie stellt über die verschiedenen Werkphasen hinweg das heraus, was die Qualität der Malerei von Schumacher ausmacht: das widerständige Zusammenwirken des Duktus mit der Malfläche.
Emil Schumacher (1912-1999) gehört zu der Künstlergeneration in Deutschland, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu orientieren muss. Zunächst sind seine Bilder gegenständlich, ab den frühen 1950er Jahren – und im Umfeld der Recklinghäuser Künstlergruppe junger westen – findet er einen eigenen Weg in der Abstraktion. Nur bedingt lässt er sich der grassierenden informellen Kunst zuordnen, denn immer noch lassen sich Bezüge zur Realität, insbesondere zu Landschaft und Natur herstellen.
Seine Malerei verweigert sich einer routinierten, wie von selbst gesteuerten Bildsprache. Zugleich bedeutet der malerische Aufbau des Bildes auch dessen Zerstörung. Die Bildfläche ist schründig, sie wird massiv, erweitert sich zum pulsierenden Bildkörper, der einheitlich von einer Farbe bestimmt wird. Das Rot, Gelb oder Blau ist in eine leuchtende Helligkeit gehüllt, dann wieder ist das Bild dunkel, erdig. In der Oberfläche zieht Schumacher ein feines Netzwerk oder eine breite schwarze Linie, die kraftvoll und zögernd zugleich durch das Bild fährt und mitunter an ein Gebirge oder an ein Tierwesen denken lässt. Das alles trägt die Intensität existenzieller Erfahrung, denken wir, in der Ausstellung in Duisburg, nur an solche Werke wie „Mabudan“ (1965), bei dem die schwarzen Partien von oben auf das wie Lava glühende Rot drücken, oder an das gelbe „Falacca“ (1989), bei dem der Umriss eines Pferdes das riesige Format beherrscht und zugleich an Höhlenritzungen erinnert, die Jahrtausende überdauert haben. Die großen, ja monumentalen Bilder sind locker in der großen, hohen Halle zusammengestellt: Mehr als sonstwo wird deutlich, was für eine Wucht und Energie in diesen Bildern steckt – und wie sanft und fragil sie doch gleichzeitig sind.
Emil Schumacher. Inspiration und Widerstand | bis 10.3. | Museum Küppersmühle Duisburg | 0203 30 19 48 10
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Spiegelungen und Unschärfen
Karin Kneffel im Duisburger Museum Küppersmühle
Das Leben von Innen
Martin Assig mit einem Werküberblick in der Küppersmühle – kunst & gut 02/23
Kopisten unter sich
Sigmar Polke mit einem Hauptzyklus im Museum Küppersmühle
Verlängerung in der Küppersmühle
Andreas Gursky mit einer Retrospektive in Duisburg
Nicht genau
Für Kounellis in Duisburg – Ruhrkunst 09/18
Unentwegt Landschaft
Bernd Koberling in Duisburg – Ruhrkunst 01/18
Mit und ohne Farben
Heinz Mack in der Küppersmühle Duisburg – kunst & gut 01/16
Zeugen ihrer Zeit
Fotografien in der Küppersmühle Duisburg – RuhrKunst 11/14
Ein Pionier der Abstraktion in Deutschland
Eine Werkschau zu Willi Baumeister in der Küppersmühle Duisburg – kunst & gut 09/14
Farbe im Fluss
Eine Werkschau mit Fred Thieler im Museum Küppersmühle in Duisburg – kunst & gut 12/13
Öl auf Leinwand
Eberhard Havekost stellt in der Küppersmühle in Duisburg aus – kunst & gut 10/13
Der tägliche Schock
Gilbert & George in Duisburg – Ruhrkunst 05/13
„Die jüdische Renaissance ist nicht so bekannt“
Museumsleiterin Kathrin Pieren über „Shtetl – Arayn un Aroys“ im Jüdischen Museum in Dorsten – Sammlung 08/24
„Auch die Sammler beeinflussen den Künstler“
Kurator Markus Heinzelmann über die Ausstellung zu Gerhard Richter in Düsseldorf – Sammlung 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Tiefer als Realismus
Phänomenal: Karin Kneffel im Museum Küppersmühle in Duisburg – kunst & gut 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
„Auf Fautrier muss man sich einlassen“
Direktor Rouven Lotz über „Jean Fautrier – Genie und Rebell“ im Emil Schumacher Museum Hagen – Sammlung 07/24
Vom Laufen und Stehen
Jan Meyer-Rogge im Osthaus Museum Hagen – kunst & gut 06/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
„Keine klassischen Porträtfotografien“
Kuratorin Kerrin Postert über „UK Women“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Sammlung 06/24
„Eine von Verflechtungen und Austausch geprägte Welt“
Kuratorin Julia Lerch Zajaczkowska über Theresa Webers „Chaosmos“ im Kunstmuseum Bochum – Sammlung 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24