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Gilbert & George, Death, 2011, C-Prints, 302x444 cm
© Gilbert & George, courtesy of the Artist and White Cube

Der tägliche Schock

25. April 2013

Gilbert & George in Duisburg – Ruhrkunst 05/13

So richtig wirken diese Bilder nur in der Fülle, im ewig Gleichen und Überwältigenden, dem man sich kaum entziehen kann. Nach etlichen Ausstellungen, welche die Werkgruppe der „London Pictures“ mehr oder weniger umfassend gezeigt haben, stellt nun das Museum Küppersmühle in Duisburg die gesamte Serie als rauschendes Kontinuum vor. Gilbert & George, die berühmten Londoner Künstler, sind in ihrer Kunst plakativ, demonstrativ, und das seit mehr als vierzig Jahren. Bekannt wurden die beiden mit Performances, mit denen sie sich als „Living Sculptures“ definierten. Daneben und danach entstanden Kohlezeichnungen, auf denen sie ebenfalls zu sehen sind – bis heute kreisen Thema und Motive um sie, auch in ihren Foto-Tableaus, die längst schon das Hauptwerk von Gilbert & George sind: Im schwarz-weißen, noch mit Rot angereicherten Geschehen tauchen die beiden Künstler auf und kommentieren sozusagen die Szenerie.

Aber waren diese Fotoarbeiten früher extrem provokant, mithin obszön, freilich auch ehrlich, indem sie vom Leben des Künstlerpaares selbst berichteten, so ist die jetzige Werkgruppe bildnerisch dezent. Die Gesichter im dunklen Hintergrund, wird der Vordergrund durchgehend, bei allen Tafeln aller Tableaus von Schrift bestimmt: Zu sehen sind in einheitlicher Drucktype die Schlagzeilen mit Sex and Crime, mit denen die Boulevardpresse in London ihre Zeitungen bewirbt. Gilbert & George haben diese Schlagzeilen nach Begriffen geordnet und zusammengestellt. Diese Systematik entspricht der vertrauten Strategie der so höflichen Künstler, die aber in ihrer Arbeit geradezu brutal sind, weil unsere Welt brutal ist. Gilbert & George konfrontieren mit dem, mit dem wir uns im Alltag konfrontieren lassen. In der Küppersmühle kann man sich noch von der perfekten Umsetzung mit den Details beeindrucken lassen, wie etwa der Büste der Königin in der Ecke, die wie eine amtliche Bestätigung wirkt, oder dem Durchgehenden des Rasters, das an seriell konkrete Kunst erinnert. Es bleibt,wie es immer war: Entweder man findet diese Kunst gut oder eben nicht. Aber ohne Gilbert & George würde der Kunstwelt etwas fehlen.

„Gilbert & George – London Pictures“ I bis 30. Juni I Museum Küppersmühle, Duisburg I www.museum-kueppersmuehle.de

THOMAS HIRSCH

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